Ski-WM: WM-Routinier Reichelt fordert Norweger aus Außenseiterrolle

Aare (APA) - Hannes Reichelt ist „gern eigentlich der Favorit“. Bei seiner achten Ski-WM muss der Salzburger in dieser Rolle aber anderen de...

Aare (APA) - Hannes Reichelt ist „gern eigentlich der Favorit“. Bei seiner achten Ski-WM muss der Salzburger in dieser Rolle aber anderen den Vortritt lassen. In einem bisher wenig berauschenden Winter fühlt sich der Super-G-Weltmeister von 2015 gerade rechtzeitig in Form kommen und hofft, in Aare ein „Wörtchen mitreden“ zu können. In den Speed-Disziplinen tippt er aber auf die Norweger um Aksel Lund Svindal.

In der Weltcup-Saison 2018/19 ist für den mittlerweile 38-jährigen Reichelt „nicht alles nach Wunsch gelaufen“. Angefangen hat es mit einem Zehenbruch, wodurch er das Übersee-Training auslassen musste. „Heuer gehen mir die Chile-Wochen ein bisserl ab beim Material“, wiederholte Reichelt beim Medientermin in TirolBerg in Aare, warum er bisher nicht recht auf Touren kam. Hinzu kamen Fehler, Pech mit der Startnummer wie in Kitzbühel, „da sind viele Faktoren nicht richtig gut gelaufen für mich“.

Im Super-G schauten nur zwei Top-Ten-Platzierungen heraus - Vierter war Reichelt in Lake Louise, Neunter in Gröden. „Da kenne ich doch andere Zeiten auch, wo du nachher zugeschaut hast mit solchen Ergebnissen“, kommentierte er die bisherige Weltcup-Ausbeute. Er fühle sich aber immer noch bereit für einen großen Auftritt bei der WM. „Was mich positiv stimmt, ist, dass ich in Kitzbühel in Form gekommen bin und mir auch in den Trainings denke, es wird besser.“

Sinnvoll sei es nur, „wenn du vorne mitfahren kannst, und das traue ich mir definitiv schon zu, weil man einfach auch gesehen hat, dass ich viele Super-Teilzeiten schon gehabt habe“. Seit der WM 2015 in Vail/Beaver Creek habe sich viel getan. „Das Material schreitet voran“, gerade deswegen gingen abgesagte Trainings wie am Montag in Aare letztlich schon ab. „Normal braucht man mehr Trainingsläufe, um das Material abzustimmen. Jetzt ist es halt so, damit muss man leben.“

Die WM-Strecke sei ja kein Neuland, zuletzt wurde das Weltcup-Finale 2017/18 dort ausgefahren. „Ich habe nur gesehen, in der Traverse sind mehr Wellen drin, sonst habe ich noch nicht viel gesehen.“ Der Schnee in Schweden sei ähnlich wie jener in Nordamerika - als Vorteil für sich selbst wollte er das nicht einstufen. In der Favoritenrolle seien für den Super-G ganz klar die Norweger. „Die sind auf dem Schnee brutal stark.“

Svindal, Kjetil Jansrud und Co. „sind eigentlich auf dem Schnee groß geworden, so wie wir auf so einem Schnee wie in Kitzbühel groß geworden sind“. Gerade Svindal, der in Aare seine letzten beiden Rennen bestreitet, werde „sicher nichts anbrennen lassen. Der wird alles riskieren und sich für sein Knie noch einmal alles reinschmeißen, damit er keine Schmerzen spürt“.

Selber „tut man sich nie in die Favoritenrolle, ich hoffe, dass ich da ein Wörtchen mitreden kann“, meinte Reichelt bescheiden. Seine Beziehung zu Aare sei „am Anfang nicht gut“, gewesen, doch „letztes Jahr bin ich richtig gute Rennen da gefahren“. Der werdende Vater meinte, „dass sich da schon ein gutes Verhältnis entwickeln könnte“.

Ein Vorteil für die Österreicher sei die im Vergleich zu vielen anderen Topfahrern unproblematische Anreise, die sofort nach der abgesagten Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen am Samstag mit einem exklusiv organisierten Flieger erfolgte. „Wie sich jetzt herausgestellt hat, war die Sache mit dem Privatjet einfach Gold wert, wenn man gesehen hat, wie es den anderen gegangen ist“, betonte Reichelt. „Da kann man sich einige Körner sparen.“

Sein Schwiegervater sei am Sonntag wie viele Sportler, Betreuer, Familienmitglieder, Fans und Medienvertreter in München festgehangen. „In meinem gesetzten Alter ist es sicher gut, dass ich das nicht mitmachen habe müssen“, scherzte Reichelt. „Ich muss schon büßen, wenn ich einmal bis 4, 5 Uhr fortgehe.“ Am Mittwoch (12.30 Uhr/live ORF eins) wollten den Radstädter „Mama, Papa, Tante, Onkel und Schwiegervater“ im Super-G, der sein letzter bei einer WM sein könnte, vor Ort anfeuern.