Moskau will bis 2021 neue Waffen mit höherer Reichweite entwickeln
Washington/Moskau (APA/dpa/Reuters/AFP) - Nach dem Aufkündigen des wichtigen Abrüstungsvertrages für atomar bewaffnete Mittelstreckenwaffen ...
Washington/Moskau (APA/dpa/Reuters/AFP) - Nach dem Aufkündigen des wichtigen Abrüstungsvertrages für atomar bewaffnete Mittelstreckenwaffen INF durch die USA und Russland will Moskau schnell neue Raketen mit höherer Reichweite bauen. „Jetzt kommt es darauf an, die Reichweite der heute zu entwickelnden bodengestützten Raketensysteme zu erhöhen“, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag.
Die Entwicklung von neuen landgestützten Marschflugkörpern und Hyperschall-Raketen mit mittlerer Reichweite solle bereits in Kürze beginnen und bis 2021 beendet sein. Sie sollten weiter als 500 Kilometer fliegen können - der INF-Vertrag erlaubte eine solche Reichweite nicht. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am vergangenen Samstag den Vertrag ausgesetzt und grünes Licht für die Entwicklung neuer Raketen gegeben.
Schoigu erklärte am Dienstag, in diesem und im kommenden Jahr werde die landgestützte Variante des bisher von der russischen Marine eingesetzten Kalibr-Marschflugkörpers entwickelt. Die Kalibr-Marschflugkörper hätten sich in Syrien bewährt, zitierte das russische Militär in einer Erklärung den Verteidigungsminister. Ebenfalls in den kommenden zwei Jahren müsse ein System landgestützter Langstreckenraketen geschaffen werden.
Die USA und Russland hatten das mehr als 30 Jahre alte Abkommen über das Verbot landgestützter atomarer Mittelstreckenraketen nacheinander ausgesetzt, weil sie sich gegenseitig Verstöße dagegen vorwerfen. Es bleibt aber noch eine halbjährige Kündigungsfrist, um den Vertrag doch noch zu retten. Die Abkürzung INF steht für „Intermediate Range Nuclear Forces“, auf Deutsch: nukleare Mittelstreckensysteme.
Nach Angaben von Schoigu will Russland zudem seine Militärsatelliten im Weltall umrüsten. „Die Erfahrung in Syrien zeigt, dass für einen effizienten Einsatz von Präzisionswaffen detaillierte Karten notwendig sind.“ Solche Daten könnten nur mit modernen Satelliten gewonnen werden, die die Erdoberfläche überwachten, erklärte der Minister. Es gehe dabei etwa um Kameras mit höherer Auflösung.
Die russische Marine setzt die Kalibr-Marschflugkörper seit dem Herbst 2015 in Syrien ein. Von einem Kriegsschiff im Kaspischen Meer wurden 26 Raketen auf Stellungen syrischer Rebellen in einer Entfernung von 1.500 Kilometern abgefeuert. Nach Einschätzung von US-Experten gibt es die landgestützte Version des Kalibr-Marschflugkörpers bereits.