Österreichische-amerikanische Besuchskultur auf höchster Ebene
Washington/Wien (APA) - Der geplante Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Februar im Weißen Haus bei US-Präsident Donald Trump w...
Washington/Wien (APA) - Der geplante Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Februar im Weißen Haus bei US-Präsident Donald Trump wäre nach Jahren wieder das erste bilaterale Treffen auf höchster politischer Ebene.
Österreichische Bundeskanzler besuchten die USA, Signatarmacht des Staatsvertrags, früher regelmäßig. So weilte Bundeskanzler Julius Raab 1958 in den USA, Alfons Gorbach 1962, Josef Klaus 1968 und Bruno Kreisky 1974 und 1983. Franz Vranitzky reiste auf dem Höhepunkt der Diskussion um die Kriegsvergangenheit des damaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim im Mai 1987 nach Washington. Vranitzky war dann mehrfach bei Bush sen. und 1994 bei Clinton. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel war nach den Anschlägen des 11. September 2001 und zuletzt im Dezember 2005 im Vorfeld der damaligen österreichischen EU-Ratspräsidentschaft bei US-Präsident George W. Bush jun. im Weißen Haus.
Die Reise von US-Präsident Bush am 21. Juni 2006 zum Gipfeltreffen zwischen den USA und der Europäischen Union nach Österreich war damals der erste offizielle Besuch eines amerikanischen Staatsoberhauptes seit Jahrzehnten. US-Präsidenten waren in der jüngeren Zeitgeschichte wiederholt nach Österreich gekommen, doch nicht in offizieller, und wenn, dann nicht in bilateraler Mission. Die spektakulärsten Visiten in der Bundeshauptstadt fanden im Rahmen der amerikanisch-sowjetischen Gipfeltreffen in den 60er und 70er-Jahren statt.
Der Vater des heutigen Präsidenten, George W. Bush sen., stattete Österreich - allerdings noch als US-Vizepräsident - 1983 zum Abschluss einer Osteuropa-Reise eine offizielle Visite ab.
Das Gipfeltreffen zwischen US-Präsident John F. Kennedy und dem sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita S. Chruschtschow fand am 3. und 4. Juni 1961 in der Bundeshauptstadt statt. Der Gipfel am Schauplatz Wien stand noch unter den Nachwirkungen des Kalten Krieges und war die erste Begegnung des jungen US-Präsidenten mit einem Sowjet-Führer in Zeiten schwerer Ost-West-Spannungen. Das nach außen hin freundliche Treffen endete ergebnislos. Es kam zu keiner Vereinbarung über Rüstungskontrolle und zu keinem Verbot von Atomwaffentests.
18 Jahre später kam es in Wien zu einem weiteren Gipfeltreffen zwischen den damaligen Supermächten - wieder in Sachen Abrüstung. US-Präsident Jimmy Carter traf mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnjew vom 15. bis 18. Juni 1979 zur Unterzeichnung des zweiten Abkommens zur Begrenzung Strategischer Rüstungen (SALT-II) zusammen. Dieses Abkommen wurde vom US-Senat nie ratifiziert, dennoch hielten sich die USA an das Abkommen. Bei diesem Wiener Gipfel fand auch das erste Treffen der Verteidigungsminister und Generalstabchefs von USA und UdSSR seit Ende des Zweiten Weltkrieges statt.
Inoffiziell haben sich US-Präsidenten mehrfach in Österreich aufgehalten. So legte Richard Nixon als US-Präsident im Mai 1972 auf dem Weg nach Moskau und ein weiteres Mal im Jahr 1974 einen Zwischenstopp in Salzburg ein. Bereits 1956 hatte sich Nixon als US-Vizepräsident im Zuge der Ungarn-Krise in Wien aufgehalten und war damals auch an die burgenländisch-ungarische Grenze gereist.
Sein Nachfolger US-Präsident Gerald Ford traf im Juni 1975 im Salzburger Schloss Kleßheim mit dem damaligen ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat zusammen. In Erinnerung ist vielfach das Foto, als Ford beim Verlassen des Flugzeugs die Gangway hinunterstürzte.
Von österreichischer Seite absolvierte als erster Bundespräsident in der österreichisch-amerikanischen Geschichte Rudolf Kirchschläger im Februar 1984 einen Staatsbesuch in den USA (bei Ronald Reagan). Im Oktober 1995 reiste Bundespräsident Thomas Klestil auf Einladung von Bill Clinton zum zweiten österreichischen Staatsbesuch in die USA.