Protestsongcontest 2019 lädt wieder zum Kampf der Songwriter
Wien (APA) - „Alles ist erlaubt und wer nicht kämpft, verliert!“ lautet die Devise am 12. Februar, wenn der Protestsongcontest in 16. Auflag...
Wien (APA) - „Alles ist erlaubt und wer nicht kämpft, verliert!“ lautet die Devise am 12. Februar, wenn der Protestsongcontest in 16. Auflage im Rabenhof Theater über die Bühne geht. Zehn Finalisten konnten am 26. Jänner die Vorauswahl für sich entscheiden und dürfen nun wütend und voller Dezibel ihrer Empörung im Erdberger Gemeindebau Luft machen.
Die Fetzen fliegen wie gewohnt auch abseits der Musik, wenn die Jury - heuer bestehend aus Peter Paul Skrepek von der MusikerInnengilde, Radiomoderator Martin Blumenau, Simone Dueller, Violetta Parisini, Alf Peherstorfer und Antonia Stabinger vom Kabarettduo Flüsterzweieck - den Gewinner des „härtesten Musikwettbewerbs zwischen Wien Erdberg und der Hollywood Bowl“ kürt. Seit einigen Jahren darf nun auch das Publikum mitentscheiden und zwar am 12. Februar ab 20 Uhr via FM4-Homepage. Das Publikumsvoting wird anschließend wie die Stimme eines Jurors behandelt.
Doch nicht nur dem Publikum und der Jury müssen sich die Kandidaten stellen, sondern auch dem Schauspieler Michael Ostrowski, der dieses Jahr zum sechsten Mal in Folge die Moderation des Wettbewerbs übernimmt. Bewertet wird grundsätzlich alles - Kreativität, musikalische Leistung und Aussagekraft der Künstler. Regel gibt es dabei nur eine zu beachten: Der Liedtext muss aus eigener Feder stammen. Ansonsten sind dem kreativen Protest keine Grenzen gesetzt. Sowohl Eigenkompositionen als auch Coverversionen finden beim Protestsongcontest Platz und Gehör. „Die musikalische Bandbreite der knapp 200 Beiträge reicht auch heuer wieder von Singersongwriter und Rock, über Rap und HipHop bis hin zu Ska und Punk“, betont Gerald C. Stocker, der gemeinsam mit Roman Freigaßner-Hauser Konzept und Umsetzung der Veranstaltung verantwortet.
Die nächste Woche im Rabenhof Theater präsentierten Songs warten allerdings nicht nur mit musikalischer Vielfalt, sondern auch mit facettenreicher Themenwahl auf. Neben den Dauerbrennern wie Fremdenfeindlichkeit und Gleichberechtigung finden sich auch dieses Jahr eine Reihe von Protestsongs mit innenpolitischem Bezug. Dabei stehen Themen wie die türkis-blaue Ausländer- und Sozialpolitik oder das umstrittene Bauprojekt Lobautunnel im Vordergrund. „Wir müssen raus aus den Autos, wir müssen rein in die Au! Wir protestieren gegen diesen Tunellbau!“ lautet der Ruf der Natur, dem sich die Künstlerin Waldfee in ihrem Song widmet.
Andere Teilnehmer sind weniger konkret. Der Gmundner „Vokalpianist“ Ramon Besser versucht mit einer „grotesk großen“ Protest-Performance gegen SUVs mobil zu machen. Der kabarettistische Song „SUV“ ist als Abbild der Gesellschaft gedacht - sinnlose Machtdemonstration, Wohlstand und Abschottung. Expansion bis zum Exodus wird ebenso in Sigrid Horns „baun“ angeprangert. Das Wiener A-cappella-Variete Aschanti hingegen ächzt unter völkischem Erbgut, Sippenreinheit und dem „Brutpflegetrieb“. Weniger wütend, dafür berührend, klingt es in Lisa Jäger & Bands „Nationalität Mensch“ mit Floskeln wie „Unser Herz sagt wer wir sind, es geht nicht darum wer gewinnt.“
Skandalträchtige Beiträge wie der Vorjahresgewinner sind diesmal eher nicht am Start: Das Singersongwriterduo Lupin und ihr ganz ins Bild der #MeToo-Debatte passendes „1 Lied gegen Sexismus“ wurden 2018 von der damaligen Jurorin und Schriftstellerin Julya Rabinowich lobend als „Scheiden-Song“ gewürdigt. Die von Rabenhof und FM4 ausgerichtete Veranstaltung wurde 2004 zum 70. Jahrestag der Februarunruhen des Jahres 1934 ins Leben gerufen und versteht sich als Plattform für gesellschaftspolitische Protestlieder. Protestiert wird für den Bürger und damit man als solcher nichts verpasst, wird das Finale auch mit einer Sondersendung im Radio und ab 20 Uhr live per Videostream übertragen.