Pressestimmen zum Papst-Besuch in Vereinigten Arabischen Emiraten
Abu Dhabi/Vatikanstadt (APA/dpa/AFP) - Zum historischen Besuch von Papst Franziskus in den Vereinigten Arabischen Emiraten schreiben die Zei...
Abu Dhabi/Vatikanstadt (APA/dpa/AFP) - Zum historischen Besuch von Papst Franziskus in den Vereinigten Arabischen Emiraten schreiben die Zeitungen am Mittwoch:
„Neue Zürcher Zeitung“:
„Der Papstbesuch war für die Scheichs auf jeden Fall von Nutzen. Aber auch Franziskus war gut beraten, sich trotz des offensichtlichen Kalküls seiner Gastgeber auf diese Reise zu begeben. In der angespannten Weltlage, in der es um die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen nicht zum Besten steht, können Begegnungen zwischen religiösen Führern und Staatschefs nicht schaden. Zwar wird es weniger religiös motivierten Hass, weniger Extremismus nach diesem Besuch nicht geben. Das wäre ein zu frommer Wunsch. Alleine schon die gemeinsam unterzeichnete Erklärung des Papstes und des Großimams der al-Azhar-Universität gegen Gewalt, Terror und Ausgrenzung könnte indes ein starkes Signal senden – auch hinein in das benachbarte, abgeschottete Saudi-Arabien.“
„Volksstimme“ (Magdeburg):
„Der Papst war in Arabien - und? Die als historisch apostrophierte Reise von Franziskus nach Abu-Dhabi demonstrierte immerhin, dass es einen Dialog zwischen Christen und Muslimen geben kann. Vernehmbar war die Mahnung des katholischen Kirchenoberhauptes an die christlichen Gastarbeiter in den Emiraten, folgsam ihrer Tätigkeit nachzugehen und sich in die Umstände zu fügen. Die sind, was die geistliche Freiheit betrifft, zwar erträglicher als im glaubensstrengen Saudi-Arabien, aber sonst nicht weit von modernem Sklaventum entfernt.“
„Die Welt“ (Berlin):
„Die Vereinigten Arabischen Emirate mit ihren nur 1,4 Millionen Bürgern und 7,8 Millionen Gastarbeitern positionieren sich gerade als Miniweltmacht. Im Kern der Markenstrategie steht ein Begriff, der im Westen schon etwas überdiskutiert klingt: Toleranz. Gerade erst haben die Emire ein Toleranzministerium gegründet. Sie wollen in aller Welt die ach so netten Araber sein, die modernen, die moderaten. Nebenan werden Dissidenten zerstückelt, in Abu Dhabi ist der Papst zu Gast. Das Timing des Besuchs ist perfekt. Mit ihrem Marketing formulieren die Emirate auch einen Anspruch, an dem sie sich messen lassen müssen. Wenn daraus ein gutes Geschäft würde, wäre das ein gutes Zeichen.“
„Tagesspiegel“ (Berlin):
„Dem Himmel sei Dank! Der Papst hat bei seinem historischen Besuch in den Vereinigten Arabischen Emirate das verheerende Leid im Jemen angesprochen - und damit seinen Gastgeber immerhin moralisch in die Pflicht genommen. Franziskus tat das nicht gerade lautstark, aber mit wohlgesetzten Worten. Er prangerte ganz grundsätzlich die ‚katastrophalen Folgen‘ von Kriegen an, um dann von den Herrschern in Abu Dhabi ‚einen aktiven Beitrag zur Entmilitarisierung des menschlichen Herzens‘ einzufordern. Weil Krieg nichts als Elend schaffe. (...) Ob das aber bei der Führung der Vereinigten Arabischen Emirate verfängt, ist eine andere Frage. Der reiche Golfstaat ist ein wesentlicher Teil der saudischen Militärkoalition, die mit aller Macht und allen Mitteln die aufständischen Huthis im Jemen bekämpft.“