Steinmeier: Weimar war Wendepunkt in der deutschen Geschichte
Weimar (APA/dpa) - Der deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier sieht Weimar als Synonym für einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte....
Weimar (APA/dpa) - Der deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier sieht Weimar als Synonym für einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte. „Im Deutschen Nationaltheater trat zum ersten Mal ein Parlament zusammen, das gewählt wurde in freien und gleichen Wahlen. Hier in Weimar trat zum ersten Mal in einem solchen Parlament eine Frau ans Rednerpult“, sagte Steinmeier am Mittwoch in Weimar.
Steinmeier betonte im Anschluss an ein Gespräch mit Vertretern von Stadt, Land und dem Verein Weimarer Republik die Relevanz der ersten demokratischen Verfassung Deutschlands von 1919 gerade in der heutigen Zeit. Noch vor zehn Jahren habe die Stabilität der deutschen Demokratie, die Selbstverständlichkeit, mit der sie gelebt worden sei, noch nicht zur Diskussion gestanden, sagte er.
Inzwischen habe sich das ein bisschen geändert: Demokratie werde nun in Europa an vielen Stellen angefochten. „Ich glaube, die Sensibilität für diese Themen führt eben auch dazu, dass wir heute einen ganz anderen Blick auf das Ereignis von 1919 haben, als noch vor zehn Jahren.“
Am 6. Februar 1919 kam im Deutschen Nationaltheater in Weimar (Thüringen) erstmals die Nationalversammlung zusammen, die die erste demokratische Verfassung Deutschlands erarbeitete. Die Weimarer Verfassung definierte das Deutsche Reich als Republik. Die Monarchie war in Deutschland mit der Abdankung Kaiser Wilhelms II. am 9. November 1918 zu Ende gegangen.
Am Mittwoch kommen in Weimar Hunderte deutsche und internationale Gäste, darunter auch Kanzlerin Angela Merkel und andere Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern sowie Vertreter von Verfassungsorganen zusammen, um an die Verfassung zu erinnern. Sie wurde zur Grundlage für die später mit Blick auf den Tagungsort der Nationalversammlung sogenannten Weimarer Republik. Mit ihr verbunden sind Errungenschaften wie das Frauenwahlrecht und der Acht-Stunden-Tag.
Den Auftakt zum Gedenken machten am Mittwoch ein ökumenischer Gottesdienst und ein Bürgerfest der Stadt. Für die Veranstaltungen wurden hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Innenstadt wurde umfangreich abgesperrt. Der sonst von Touristen bevölkerte Theaterplatz war fast menschenleer. Dagegen hatten sich Schaulustige vor einem Hotel versammelt, in dem sich Steinmeier mit Vertretern von Stadt, Land und dem Verein Weimarer Republik getroffen hatte.