Ski alpin: Abfahrts-Olympiasieger Egon Zimmermann wird 80
Lech (APA) - Der Abfahrtssieg am Patscherkofel bei Olympia 1964 war sein bedeutendster Erfolg: „Ich wollte fliegen, es ging ganz tief in mei...
Lech (APA) - Der Abfahrtssieg am Patscherkofel bei Olympia 1964 war sein bedeutendster Erfolg: „Ich wollte fliegen, es ging ganz tief in meinen Körper rein und das bleibt einem, ich werde das nie vergessen“, erzählte Egon Zimmermann anlässlich seines 75. Geburtstags. Fünf Jahre später erfreut sich der Vorarlberger weiter guter Gesundheit und feiert am Freitag (8. Februar) seinen „80er“ bei der Ski-WM in Aare.
Der in Lech am Arlberg geborene Zimmermann war schon zwei Jahre vor den Innsbrucker Winterspielen in Chamonix Riesenslalom-Weltmeister geworden. „Weltmeister zu sein, ist schön. Aber Olympiasieger zu sein, ist noch einmal eine Schaufel drauf“, schätzte Zimmermann einmal ein. Auch heute, Jahrzehnte nach seiner aktiven Karriere, verfolgt er noch den Ski-Weltcup, wie er der APA - Austria Presse Agentur wenige Tage vor seinem runden Geburtstag erzählte. Das Wochenende wird er im WM-Ort Aare verbringen, wo er die Herren-Abfahrt vor Ort live mitverfolgen will.
Auf die Frage wie es ihm gehe, antwortete Österreichs zweiter Abfahrts-Olympiasieger nach Toni Sailer (1956) mit einem freundlichen „Doch, gut, alles in Ordnung“. Er unternehme gerade einen Spaziergang in den Lecher Ortsteil Zug. „Wenn man hinausgehen und frische Luft atmen kann, ist alles gut“, stellte er fest und erfreute sich an dem „traumhaft schönen“ Ambiente.
Die Entwicklung im Ski-Weltcup sieht Zimmermann auch mit kritischen Augen. „Leider ist die Vermarktung sehr groß geworden, die wichtigen Werte gehen verloren“, sagte der nach Trude Jochum-Beiser (1948, 1952) und Othmar Schneider (1952) dritte Ski-Olympiasieger aus Lech. Aber das gelte nicht nur für den Ski-Weltcup.
Lob gab es hingegen für die Sicherheitsbemühungen („ganz wichtig“), erinnerte sich Zimmermann an seinerzeitige Rennpisten, die nur aus einem Schneeband bestanden. Wer damals stürzte, landete mitunter im aperen Gelände. Mit den Mannschaftskollegen und auch den Skifahrern aus anderen Nationen habe man sich stets über die dabei erlittenen Schrammen und Verletzungen ausgetauscht. Wann immer es nötig und möglich war, habe man einander geholfen, auch über die Mannschaftsgrenzen hinweg. „Ich habe eine ganz gute Freundschaft mit den Franzosen gehabt, diese Verbindungen bestehen bis heute“, so der Olympiasieger.
Zimmermanns Skibegeisterung stellte sich ein, als er als Siebenjähriger seinen Vater auf seine erste Ski-Tour begleitete. „Ab diesem Tag war es geschehen“. Bald wurde sein Talent vom Ski Club Arlberg entdeckt und Zimmermann entsprechend gefördert. Seine großen Erfolge feierte er am Anfang der 1960er-Jahre, beginnend mit der Weltmeisterschaft 1962 in Chamonix, bei der Zimmermann neben dem Riesenslalom-Titel auch Bronze in der Abfahrt holte.
Zwei Jahre später, bei der Heim-Olympiade in Innsbruck, gewann er am 30. Jänner die Abfahrt vor dem Franzosen Leo Lacroix. Einen ähnlich großen Vorsprung wie Zimmermann - 0,74 Sekunden - sollte erst Antoine Deneriaz 2006 in Turin wieder herausfahren. Deneriaz siegte mit 0,72 Sekunden Abstand vor Michael Walchhofer. Auch abseits von Weltmeisterschaft und Olympia war Zimmermann erfolgreich, so darf er sich auch Hahnenkamm-Sieger (1963) nennen. Nach einem schweren Verkehrsunfall im Herbst 1964 versäumte er die Saison 1964/65 und kam anschließend nicht mehr ganz an seine davor gezeigten Leistungen heran.
Nach dem Karriere-Ende baute der als Koch ausgebildete Zimmermann in Lech das Viersterne-Hotel Kristberg auf. Der bei ihm festgestellten Krankheit Multiple Sklerose begegnete er mit großem Erfolg mit der chinesischen Atemlehre Qi Gong. Ganz grundsätzlich stellte Zimmermann einmal in einem Zeitungs-Interview fest: „Ich sage immer: Talent ist so dünn wie ein Blatt Papier. Die Arbeit ist es, die den Erfolg ausmacht.“