Maduro wirft Kontaktgruppe Voreingenommenheit vor

Caracas (APA/AFP) - Venezuelas umstrittener Präsident Nicolás Maduro hat der Kontaktgruppe aus EU- und lateinamerikanischen Staaten Voreinge...

Caracas (APA/AFP) - Venezuelas umstrittener Präsident Nicolás Maduro hat der Kontaktgruppe aus EU- und lateinamerikanischen Staaten Voreingenommenheit vorgeworfen. „Sie hören sich die Wahrheit über Venezuela nicht an. Sie sind taub“, sagte Maduro am Freitag. Er sei aber „bereit und gewillt“, einen Gesandten der Gruppe zu empfangen.

Zugleich bekräftigte er den Stopp der Hilfslieferungen aus den USA. Washington habe die humanitäre Krise in seinem Land „erfunden“, um eine „Intervention“ zu rechtfertigen.

Die von Uruguay und der EU geleitete Kontaktgruppe aus acht EU- und drei lateinamerikanischen Staaten mit Mexiko als Beobachter hatte am Donnerstag nach ihrem ersten Treffen zu einer „friedlichen, politischen, demokratischen und rein venezolanischen Lösung“ der Staatskrise aufgerufen. Sie forderte möglichst baldige „freie, transparente und glaubwürdige“ Wahlen. Auch Deutschland gehört der Kontaktgruppe an.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini nannte als Ziel der Beratungen in Montevideo, „Gewalt im Innern und Intervention von außen zu vermeiden“. Der uruguayische Präsident Tabaré Vázquez sagte, die internationale Gemeinschaft sei zur „Vorsicht“ aufgerufen. Venezuela stehe vor der Wahl „Frieden oder Krieg“. Die Gruppe kündigte an, eine Abordnung nach Venezuela zu schicken.

Maduro erklärte sich bereit, Vertreter der Kontaktgruppe zu empfangen. Der Staatschef ist anders als der vom Westen unterstützte Interimspräsident Juan Guaidó gegen eine vorgezogene Präsidentschaftswahl. Stattdessen befürwortet er, die Wahl zum Parlament vorzuziehen.

Der US-Sondergesandte für Venezuela, Elliot Abrams, kritisierte das Treffen der Kontaktgruppe. Verhandlungen sollten „ausschließlich“ mit der „rechtmäßigen Regierung“ von Guaidó stattfinden, sagte er. Die Zeit für einen Dialog mit Maduro sei „vorbei“.

Deutschland sicherte Guaidó nach dem Treffen der Kontaktgruppe weiteres Engagement zu. Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Rainer Breul, bekräftigte am Freitag, dass die Bewältigung der Krise in Venezuela durch eine vorgezogene „freie und faire“ Präsidentschaftswahl erreicht werden müsse.

Maduro bekräftigte den Stopp der US-Hilfslieferungen, die an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela festhingen. Sein Land sei kein „Bettler“ und wehre sich gegen das „Spektakel der „Fake-Hilfslieferungen“ der USA.

Maduro lehnt Hilfslieferungen aus dem Ausland ab - er bezeichnet sie als Vorwand, um den Boden für eine von den USA angeführte Militärinvasion zu bereiten. Für die Versorgungsengpässe macht er die Strafmaßnahmen der USA verantwortlich.

Wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, befand sich ein Dutzend mit Nahrungsmitteln und Medikamenten beladene Fahrzeuge auf der kolumbianischen Seite der Tienditas-Brücke in der Grenzstadt Cúcuta. Auf der venezolanischen Seite blockierten Soldaten den Übergang. Guaidó zufolge könnten 300.000 Menschen sterben, wenn Maduro die Lieferungen nicht ins Land lässt.

In Venezuela herrscht als Folge der politischen und wirtschaftlichen Krise ein extremer Mangel an Nahrungsmitteln und Medikamenten. Einem UN-Sprecher zufolge gibt es einen „dringenden Bedarf für mehr humanitäre Hilfe“ in Venezuela.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz verdoppelte derweil sein Jahresbudget für Venezuela, will aber nicht in die innervenezolanischen Streitigkeiten hineingezogen werden. Die Internationale Föderation von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond kündigte für Freitag bis Sonntag einen Besuch ihres Präsidenten Francesco Rocca zur „Evaluierung des humanitären Bedarfs“ an. Die Hilfe müsse „neutral, unabhängig und unparteiisch“ sein, teilte sie mit.

Trotz der Krise im eigenen Land schickte Venezuela eine Hilfslieferung nach Kuba. Ein Schiff mit hundert Tonnen Baumaterial und Maschinen für den Wiederaufbau nach einem Tornado vor gut einer Woche lief am Freitag im Hafen von Havanna ein, wie die venezolanische Botschaft in Kuba am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte.

Der kubanische Vizeminister für Außenhandel, Antonio Carricar, habe nach der Ankunft der Lieferung Venezuela „die Solidarität Kubas“ zugesichert. Kuba ist der engste Verbündete Venezuelas. Dort waren bei einem Tornado Ende Jänner sechs Menschen getötet und rund 200 weitere verletzt worden.