Nach zehn Monaten in türkischer U-Haft: Kölner Adil Demirci ist frei

Istanbul/Köln (APA/dpa/AFP) - Nach rund zehn Monaten in türkischer Untersuchungshaft kommt der Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci frei. Das ...

Istanbul/Köln (APA/dpa/AFP) - Nach rund zehn Monaten in türkischer Untersuchungshaft kommt der Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci frei. Das entschied am Donnerstag ein Gericht in Istanbul nach der zweiten Verhandlung im Verfahren wegen Terrorvorwürfen.

Demirci darf aber nicht nach Deutschland ausreisen. Auch die Provinz Istanbul darf er nicht verlassen. Der Prozess soll am 30. April fortgeführt werden.

Demirci (33) saß seit April in Untersuchungshaft in Istanbul. Er war während eines Familienurlaubs festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft Demirci, der auch für die linke Nachrichtenagentur Etha geschrieben hat, Mitgliedschaft in der linksextremen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei vor. Die MLKP gilt in der Türkei als Terrororganisation.

Demirci hatte zuvor mehrfach seine Freilassung beantragt. Die Staatsanwaltschaft stimmte unter der Bedingung gewisser Auflagen zu. An der Verhandlung in Istanbul nahmen am Donnerstag unter anderen der deutsche Generalkonsul Michael Reiffenstuel, der Kölner SPD-Abgeordnete Rolf Mützenich und der Kölner Linken-Stadtrat Jörg Detjen als Beobachter teil.

Demirci und seinen 22 Mitangeklagten wird vorgeworfen, in den Jahren 2013, 2014 und 2015 an Beerdigungen von Mitgliedern der verbotenen linksextremen MLKP und der kurdischen YPG teilgenommen zu haben, die bei Polizeirazzien in Istanbul und im Kampf gegen die Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien getötet worden waren. Sie werden deshalb der Mitgliedschaft in der MLKP verdächtigt.

Demirci bestätigte zwar bei dem Prozessauftakt am 20. November die Teilnahme an Beerdigungen von Kämpfern gegen die IS-Miliz, bestritt aber eine Mitgliedschaft in einer „Terrororganisation“.