Journalist Nuzzi vor Vatikan-Kongress: „Schutzsystem abbauen“
Vatikanstadt (APA) - Vor dem am 21. Februar beginnenden Kinderschutzkongress im Vatikan fordert der bekannte italienische Enthüllungsjournal...
Vatikanstadt (APA) - Vor dem am 21. Februar beginnenden Kinderschutzkongress im Vatikan fordert der bekannte italienische Enthüllungsjournalist und Vatikan-Experte, Gianluigi Nuzzi, den Papst zum Abbau des „Schutzsystems“ auf, dank dem in den vergangenen Jahren unzählige Kindermissbrauchsfälle durch Geistliche verheimlicht worden sein sollen.
Ansonsten drohe dem Kongress die Gefahr, nutzlos zu sein, warnte der Mailänder. „Missbrauchsopfer bemängeln heute noch unerträgliches Schweigen seitens der vatikanischen Behörden“, so Nuzzi im Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur ADNKronos am Freitag. „Im Vatikan gibt es Archive, deren Dokumenten man nachgehen sollte. Pädophile Priester müssen bei der Justiz angezeigt und nicht von einem Ort zu einem anderen versetzt werden“, sagte der Enthüllungsjournalist, der in seinem 2017 veröffentlichtem Buch „Peccato originale“ (Erbsünde) über Missbrauchsfälle im Vatikan berichtet hatte.
Nuzzi forderte rasche Prozesse bei Missbrauchsfällen. Das im vergangenen Jahr eingeleitete Verfahren um Ministranten des Papstes, die Missbrauch im Vatikan angezeigt hatten, sei noch nicht abgeschlossen worden.
Mit einem hochrangig besetzten Kongress zum Thema Kinderschutz will Papst Franziskus den Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorantreiben. Die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen sind von 21. bis 24. Februar nach Rom geladen, ebenso wie die Leiter zahlreicher Ordensgemeinschaften. Aus Österreich nimmt der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn an der Tagung teil.