Gedenken an Ende des Afghanistan-Krieges vor 30 Jahren

St. Petersburg/Kabul/Kiew (APA/dpa) - 30 Jahre nach dem Abzug der letzten sowjetischen Soldaten haben in Afghanistan, Russland und zahlreich...

St. Petersburg/Kabul/Kiew (APA/dpa) - 30 Jahre nach dem Abzug der letzten sowjetischen Soldaten haben in Afghanistan, Russland und zahlreichen ehemaligen Sowjetrepubliken Tausende Menschen der Kriegsopfer gedacht. In Moskau versammelten sich am Freitag Hunderte Veteranen zu einem Trauermarsch, Menschen legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an.

Auch in Sankt Petersburg und zahlreichen anderen russischen Städten gedachten Menschen der Opfer. „Das Wichtigste ist, die Helden von damals nicht zu vergessen“, kommentierte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge den Jahrestag. Am 15. Februar 1989 waren nach knapp zehn Jahren Krieg die letzten Sowjet-Truppen aus Afghanistan abgezogen.

In der afghanischen Hauptstadt Kabul wurde in mehreren Zeremonien daran erinnert. Im Zelt der Großen Ratsversammlung kamen Hunderte Afghanen zusammen, die im Kampf Familienangehörige verloren hatten. Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah sagte, die sowjetische Invasion sei „von Anfang bis Ende ein Verbrechen“ gewesen.

Die Sowjetunion hatte in den Weihnachtstagen 1979 Afghanistan besetzt, um eine von Moskau gestützte kommunistische Regierung an der Macht zu halten und den eigenen Einfluss im Land zu sichern. Nach dem Einmarsch entbrannte ein verlustreicher Krieg. Am Ende wurde die Sowjetarmee von Mujahedin geschlagen - afghanischen Kriegern, die von den USA unterstützt wurden.

Bis heute ist das blutige Scheitern in Afghanistan ein Trauma für Teile der postsowjetischen Gesellschaft. Zeitweise waren mehr als 100.000 sowjetische Soldaten in dem Land stationiert. Etwa 15.000 Soldaten und etwa 1,2 Millionen Afghanen wurden in dem Krieg getötet. Die immensen Kosten des Einsatzes schwächten die ohnehin wirtschaftlich angeschlagene Sowjetunion zusätzlich. Mit dem Abzug der letzten Soldaten hatte Moskau den im Genfer Afghanistan-Abkommen vom April 1988 vereinbarten Rückzug fristgemäß beendet.

Der damalige sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow hatte den Abzug der Sowjet-Truppen angeordnet. Gorbatschow räumte ein, dass der Einsatz ein Fehler war. Es sei politisch und moralisch zu verurteilen, dass 1979 sowjetische Truppen nach Afghanistan geschickt wurden, sagte Gorbatschow der Agentur Ria Nowosti. Die Entscheidung zum Abzug sei von der Bevölkerung unterstützt worden.

Auch in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken gab es Gedenkfeiern. „Im Gedächtnis unseres Volkes nimmt dieser Krieg einen besonderen Platz ein“, sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko in Kiew. Rund 160.000 Ukrainer hätten an den Kämpfen teilgenommen. „Das Blutvergießen war so groß, dass nicht einmal die sowjetische Propaganda dies verbergen konnte.“ Auch in Afghanistans Nachbarland Tadschikistan kamen Hunderte Veteranen zusammen. In Duschanbe wurde an den Jahrestag mit Konzerten erinnert.

Der afghanische Abgeordnete Sachi Moshwani sagte der Deutschen Presse-Agentur, er habe den Tag vor 30 Jahren gefeiert. „Wir freuten uns, denn wir fanden, wir haben eine Supermacht geschlagen.“ Moshwani hat eigenen Angaben zufolge in seiner Heimatprovinz Kunar selbst gegen die Sowjets gekämpft und 13 Familienmitglieder verloren.

Pashtunmal Ahmadsai, ein Bewohner Kabuls, hatte den Abzug damals bedauert. Dem Ex-Kommunisten zufolge seien die Afghanen über den Abzug nicht glücklich gewesen, denn sie hatten sich an die Entwicklungsunterstützungen der Sowjets gewöhnt, sagte er.

In der russischen Öffentlichkeit mangelt es bis heute an einer kritischen Aufarbeitung der Geschehnisse. Viele Veteranen und Kriegsinvaliden leben in ärmlichen Verhältnissen. Viele klagen über niedrige Renten oder ausstehende Prämien wie kostenlose Wohnungen.