Ski-WM: Die WM 2019 in Aare Tag für Tag

Aare (APA) - Die alpine Ski-WM 2019 in Aare Tag für Tag:...

Aare (APA) - Die alpine Ski-WM 2019 in Aare Tag für Tag:

Sonntag, 3.2. - Ausgerechnet am wichtigsten Anreisetag durchkreuzen Schneestürme vor allem in München und Stockholm die Routen von zahlreichen Athleten, Betreuern, Fans, Angehörigen und Medienvertretern. Topläufer wie Christof Innerhofer, Josef Ferstl oder Adrien Theaux sowie FIS-Rennchef Markus Waldner stecken in der Nacht am Stockholmer Flughafen fest. Nur mit gehöriger Verspätung werden viele Aare erreichen, Gepäckstücke werden aber noch Tage später vermisst.

Montag, 4.2. - Erster sportlicher Programmpunkt ist das Abfahrtstraining der Damen. Der Beginn wird um eine halbe Stunde verschoben, gefahren wird schließlich aber über die volle Distanz - eine Ausnahme, wie sich zeigen wird. Die erste Bestzeit auf dem Aareskutan erzielt die Steirerin Tamara Tippler. Am Abend wird die 45. Ski-WM von FIS-Präsident Gian Franco Kasper bei Temperaturen von fast minus 30 Grad Celsius eröffnet. Stars der Feier sind Aksel Lund Svindal und Lindsey Vonn, die beide ihre Karrieren in Schweden beenden werden.

Dienstag, 5.2. - Der Super-G der Damen wird wegen Windes ab dem Reservestart Hummelbranten gefahren, US-Star Mikaela Shiffrin holt sich ihre erste Goldmedaille in einem Speed-Event, Silber und Bronze gehen an Sofia Goggia (ITA) und Corinne Suter (SUI). Die stark eingeschätzten ÖSV-Damen lassen aus, Beste ist Nicole Schmidhofer als Elfte. Es ist das schlechteste Ergebnis in einem WM-Super-G seit 1996 für Österreich. Das Abfahrtstraining der Herren wird abgesagt, da von mehreren Athleten wichtiges Gepäck noch nicht eingetroffen ist.

Mittwoch, 6.2. - Der Südtiroler Dominik Paris gewinnt den Super-G der Herren vor den Ex-aequo-Zweiten Vincent Kriechmayr und Johan Clarey aus Frankreich. Das Rennen kann über die komplette Strecke in Szene gehen. Das kurz zuvor durchgeführte Damen-Abfahrtstraining findet auf verkürzter Strecke statt, wegen des Herren-Rennens können die Athletinnen nicht bis ins Ziel abfahren. Schnellste ist die Schweizerin Jasmine Flury. Die Tirolerin Christina Ager ist nach dem Super-G am Vortag leicht erkrankt.

Donnerstag, 7.2. - Die Damen bestreiten ihr Abfahrtstraining wieder nur auf verkürzter Strecke, gefahren wird dieses Mal sogar nur vom Super-G-Anfangspunkt. Schnellste ist die Vize-Abfahrtsweltmeisterin Stephanie Venier. Auch die Herren dürfen nur ab dem Super-G-Start üben, die Bestzeit schnappt sich Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer vor seinem ÖSV-Teamkollegen Hannes Reichelt. Die Temperaturen sind mittlerweile leicht im Plus.

Freitag, 8.2. - Die Kombi-Abfahrt der Damen wird ab dem Super-G-Start gefahren - ebenso wie das Abfahrtstraining der Herren, die wegen des Damenrennens noch dazu nicht bis ins Ziel abfahren dürfen. Nach dem Slalom hat die Schweizerin Wendy Holdener ihren Titel erfolgreich verteidigt, die Slowakin Petra Vlhova gewinnt Silber. Die Steirerin Ramona Siebenhofer verpasst mit einem überraschend schnellen Slalom Bronze nur um 0,04 Sekunden und lässt ihren Tränen danach freien Lauf. Das Abschlusstraining der Damen am Samstag wird abgesagt, eine Schlechtwetterfront bedroht die Rennen in der Königsdisziplin am Wochenende.

Samstag, 9.2. - Die Herren-Abfahrt wird nach Verschiebungen wegen schlechter Sicht mit einer Stunde Verspätung ab 13.30 Uhr vom Super-G-Start gefahren. Im Schneetreiben triumphieren die zwei Speed-Könige aus Norwegen: Kjetil Jansrud holt vor Aksel Lund Svindal den Titel, dessen große Karriere so mit Silber zu Ende geht. Bronze ergreift Vincent Kriechmayr, der damit für die zweite Medaille für Österreich bei den Titelkämpfen sorgt.

Sonntag, 10.2. - In der Damen-Abfahrt auf verkürzter Strecke geht der Sieg der slowenischen Titelverteidigerin Ilka Stuhec, jedenfalls aber Silber-Gewinnerin Corinne Suter fast unter, weil US-Star Lindsey Vonn in ihrem letzten Rennen Bronze gewinnt. Stephanie Venier schrammt als Vierte wie Siebenhofer zwei Tage vorher um 0,04 Sekunden an Platz drei vorbei. Am Abend feiern Vonn und Svindal in einem Club im Zentrum von Aare mit Kolleginnen, Trainern, Freunden, Wegbegleitern und Fans ausgelassen Abschied.

Montag, 11.2. - Der Franzose Alexis Pinturault kombiniert Abfahrt und Slalom zu seinem ersten WM-Titel überhaupt. Hinter dem Slowenen Stefan Hadalin, der mit Slalom-Startnummer 1 sensationell Kombi-Silber holt, bleibt Bronze für Marco Schwarz, der bei der WM noch drei weitere Einsätze haben wird. Nachher beschwert sich nicht nur Schwarz über die brüchige Piste. Viele Speed-Spezialisten verlassen den Ort, die Technik-Crews übernehmen die Apartments und Hotelzimmer.

Dienstag, 12.2. - Weltcup-Rekordsieger Ingemar Stenmark gibt im Pressezentrum gefühlten 50 Journalisten ein Interview. Im Team-Wettkampf misslingt Österreich unter Flutlicht die Revanche an der Schweiz für die Olympia-Niederlage 2018. Kombi-Weltmeisterin Wendy Holdener und Slalom-Riese Ramon Zenhäusern bleiben jeweils ungeschlagen, Marco Schwarz, Michael Matt, Katharina Liensberger, Katharina Truppe, Christian Hirschbühl und Franziska Gritsch freuen sich aber über Silber. Für Schwarz ist es die zweite Medaille in Aare. Italien entreißt Deutschland Bronze, da Linus Straßer disqualifiziert wird.

Mittwoch, 13.2 - In Wettkampf-Hinsicht ist Ruhetag. Doch Marcel Hirscher kommt am Nachmittag erkrankt an und löst damit große Hektik aus. Den einzigen planmäßigen Medientermin sagt Hirscher ab, sein Pressesprecher richtet aus: „Marcel ist krank. Erkältung und Halsweh. Pressekonferenz abgesagt.“ Später gab es jedoch vorsichtig Entwarnung, Hirscher werde zu Beginn des Riesentorlaufs am Freitag sicher am Start stehen.

Donnerstag, 15.2. - Im Damen-Riesentorlauf heißt das große Duell Petra Vlhova gegen Mikaela Shiffrin. Vlhova gewinnt, zwischen die beiden schiebt sich aber die Deutsche Viktoria Rebensburg mit Silber. Es ist die erste WM-Goldene im Alpin-Skisport für die Slowakei. Als beste Österreicherin wird Katharina Liensberger Zwölfte. Marcel Hirscher trainiert in der Früh Riesentorlauf, nachher wendet er sich über via Sprachnachricht an die Medien: „Also ich würde sagen, ich bin zwar kein Doktor, aber es hört sich ein bisschen nach einem grippalen Infekt an.“ Der Start am nächsten Tag scheint nicht mehr in Stein gemeißelt.

Freitag, 16.2. - Zu einem spannenden Dreikampf wird der Riesentorlauf der Herren. Am Ende feiert der Norweger Henrik Kristoffersen seinen ersten WM-Sieg, der angeschlagene Hirscher gewinnt Silber. Bronze geht an Alexis Pinturault. „Angesichts der Umstände, wie alles gelaufen ist in den letzten drei Tagen, ist es ein cooles Ergebnis“, meinte Hirscher, der mit seiner zehnten WM-Medaille einen Meilenstein setzt, den zuvor nur Kjetil Andre Aamodt (12), Lasse Kjus, Marc Girardelli (je 11) und Benjamin Raich (10) erreichten.

Samstag, 17.2. - Die stark verkühlte Mikaela Shiffrin gibt im Slalom alles für die erfolgreiche Titelverteidigung, mit zwei Goldenen und Bronze wird sie zur Königin der WM. Lokalmatadorin Anna Swenn-Larsson, die in Aare lebt, holt mit Silber die erste Medaille für Schweden, Bronze geht an Petra Vlhova. Katharina Liensberger verpasst als Vierte Bronze, das dritte „Blech“ für Österreich. Die rot-weiß-roten Damen bleiben damit erstmals seit Schladming 1982 ohne Medaille.

Sonntag, 18.2. - Der Schlusstag bot für Österreichs erfolgsverwöhntes Team die letzte Chance, doch noch eine Goldmedaille zu holen und die erste „goldlose“ WM seit 32 Jahren zu verhindern. Die ÖSV-Slalom-Herren taten dies mit einem Paukenschlag: Marcel Hirscher machte sich mit seiner insgesamt siebenten WM-Gold-Medaille zum erfolgreichsten Alpinen bei einer WM. Michael Matt und Marco Schwarz sorgten mit Silber und Bronze für ein sensationelles ÖSV-Triple.