Mord an Kräutler-Mitarbeiterin: Auftraggeber kommt wieder in Haft

Brasilia (APA) - Brasiliens Oberstes Gericht hat den in dritter Instanz zu 25 Jahren Haft verurteilten Auftraggeber des Mordes an der US-Ord...

Brasilia (APA) - Brasiliens Oberstes Gericht hat den in dritter Instanz zu 25 Jahren Haft verurteilten Auftraggeber des Mordes an der US-Ordensfrau Dorothy Stang zurück ins Gefängnis beordert. Damit hob das Gericht die von einem der Obersten Richter im Mai erlassene Einstweilige Verfügung auf, die den Landbesitzer auf freien Fuß setzte, wie brasilianische Medien am Donnerstag laut Kathpress berichteten.

Die Mitarbeiterin des aus Vorarlberg stammenden Amazonas-Bischofs Erwin Kräutler hatte sich für die Rechte von Kleinbauern im Amazonasgebiet engagiert. Im Februar 2005 wurde die damals 73-jährige Missionarin in der Stadt Anapu erschossen. Für die Tat wurde der Landbesitzer Reginaldo Pereira fünf Jahre später in erster Instanz zu 30 Jahren Haft verurteilt. Ein Gericht hatte ihn für schuldig befunden, für den Mord an Stang mehrere tausend Euro gezahlt zu haben.

Aufgrund des juristischen Instanzenweges ist Pereira Galvao der einzige der fünf Verurteilten, der seine Haftstrafe noch immer nicht angetreten hat. Die vier Mittäter waren zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, sind inzwischen jedoch wieder auf freiem Fuß, nachdem ihre Haftzeiten reduziert wurden.

Hintergrund des juristischen Tauziehens ist die Frage, ob Verurteilte die Haft antreten müssen, bevor die vierte Instanz entschieden hat und damit der Rechtsweg völlig ausgeschöpft ist. Etwa die Hälfte der rund 800.000 Häftlinge in Brasilien wartet im Gefängnis auf den Prozess in erster Instanz. Auch der wegen Korruption und Geldwäsche verurteilte Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (2003-2010) sitzt seine Haftstrafe seit fast einem Jahr ab, obwohl die Revisionen in dritter und vierter Instanz noch anstehen. Seine Verteidiger halten ihn deswegen für einen „politischen Gefangenen“.