Gesellschaft

Tiroler brechen mit Sack und Seil zum Müllsammeln nach China auf

Ines Walch und Klaus Fankhauser starten am kommenden Freitag in ihr China-Abenteuer.
© Walch

Ines Walch und Klaus Fankhauser aus Tirol brechen diese Woche nach China auf, um an einer ganz besonderen Aufräumaktion teilzunehmen. Die beiden hoffen auf einen weltweiten Schneeballeffekt.

Von Nikolaus Paumgartten

Haiming –Warum ausgerechnet China? Dies­e Frage ist Ines Walch und Klaus Fankhauser aus Haiming in den vergangenen Wochen oft gestellt worden. Die beiden starten kommenden Freitag in ihr zehntägiges Abenteue­r im Fernen Osten, um in der Provinz Henan das Shaolin-Tempel-Tal rund um den heiligen Berg Songsha­n vom Müll zu befreien. Fankhauser betreibt eine Outdoorsport-Firma und hat dadurch ebenso wie Walch als professionelle Canyoning-Athletin einen besonders engen Bezug zur Natur. Bei ihrer täglichen Arbeit im Freie­n müssen sie allerdings immer wieder feststellen, wie leichtfertig viele Menschen mit der Umwelt umgehen und achtlos Dinge einfach wegwerfen. Säckeweise Abfälle holen sie bei regelmäßigen Müllsammelaktionen aus den Tiroler Schluchten und Gewässern – eine Sisyphos-Arbeit.

Warum also aber in Tälern und Höhlen am anderen Ende der Welt Müll sammeln, wo es doch auch hierzulande noch genug zu tun gäbe? „Wir machen das jedenfalls nicht, um den Chinesen zu zeigen, wie man die Natur sauber hält“, stellen die beiden klar. „Im Gegenteil: China ist uns hier sogar voraus und hat das Motto ,Make China green again‘ ausgegeben“, erklären sie. Es herrsche derzeit im Land eine große Bereitschaft, sich für die Umwelt zu engagieren und den Naturschutz und den Kampf gegen die Vermüllung ganz nach oben auf die Prioritätenliste zu setzen.

Die Nichtregierungsorganisation „Guardians of the Earth“ des Slowenen Bogdan Kladnik hat daher mit lokalen Organisationen vor Ort eine Zusammenarbeit zur Reinigung des 64 Kilometer langen Tals vereinbart. Zwei Aktionen wurden bereits erfolgreich abgeschlossen, nun folgt der dritte und letzte Einsatz in einem rund 30 Quadrat­kilometer großen Gebiet. Insgesamt sollen sich bis zu 50.000 Freiwillige aus 15 Ländern beteiligen. Der Versuch, eine ähnlich groß angelegte Aktion in Europ­a zu starten, ist bislang gescheitert. „Hierzulande wird man mit so einer Idee eher belächelt“, sagt Ines Walch.

„Aber letztlich ist es auch egal, wo wir anfangen und mit wem wir anfangen. Hauptsache, wir fangen an“, erklären die beiden Tiroler Vertreter in China, die mit dem Organisator freundschaftlich verbunden sind. „Denn Umweltschutz und Wasser kennen keine Grenzen.“ Ziel ist es, das so genannte „Trashbonding“ als Outdoor-Event der Zukunft zu etablieren: Zeit in der Natur verbringen, Spaß dabei haben, Menschen kennen lernen und Freunde wieder treffen, gemeinsam für die Natur arbeiten und dabei Nationen und Generationen zusammenbringen. Mit dem alle verbindenden Ziel, die Natur vom Abfall zu befreien und den Umweltschutz fest in den Köpfen aller Menschen auf der Erde zu verankern. Dass sie dabei nicht von heute auf morgen die Welt verändern können, ist den beiden klar. „Aber wir können etwas Großes ins Rollen bringen. Wir hoffen auf einen Schneeballeffekt“, sagen Walch und Fankhause­r. Damit das gelingt, wird die Aktion in China genau dokumentiert. Geplant sind die Veröffentlichung von Büchern und die Produktion eines Films, der bei diversen Outdoor-Filmfestivals gezeigt werden soll.

Flugtickets, Aufenthalt und sonstige Ausgaben zahlen sich die beiden selbst. Wer die Vision unterstützen möchte oder sich für nähere Details interessiert, findet unter www.guardians-earth.org weitere Informationen.

Das untere Drittel des Fotos macht die Schönheit dieser Höhle in Griechenland zunichte. Anblicken wie diesem haben Ines Walch und Klaus Fankhauser den Kampf angesagt.
© Walch

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