Gleiches Geld für gleiche Leistung in der Pflege
Die Arbeitsgemeinschaft Tiroler Altenheime informiert landesweit ihre Bediensteten. In Osttirol wird nach neuen Kräften gesucht.
Von Christoph Blassnig
Lienz –Noch herrscht Abwarten unter den Bediensteten in den Osttiroler Altenheimen, sagt Personalvertreter Martin Strasser. Die Arbeitsgemeinschaft Tiroler Heime tourt seit Kurzem mit Informationsveranstaltungen durch alle Bezirke, eine davon hat letzte Woche in Lienz stattgefunden. Bis zum Jahreswechsel haben Beschäftigte in den Gesundheits- und Sozialberufen die Möglichkeit, in ein neues Gemeindevertragsbedienstetengesetz zu wechseln. „Wesentlicher Inhalt dieser Novelle (vom Oktober 2018, Anm.) war die Einführung eines neuen Entlohnungssystems für Vertragsbedienstete, die an einer Krankenanstalt oder in einem Altenwohn- oder Pflegeheim verwendet werden“, gibt das Büro des zuständigen Landesrates Bernhard Tilg auf Anfrage der Tiroler Tageszeitung Auskunft. Durch diese Regelung sollen bestehende Unterschiede in der Entlohnung ausgeglichen werden.
„Wichtig ist völlige Transparenz für die einzelne Pflegekraft“, erklärt Martin Strasser. Dazu werde in einer individuellen Vergleichsrechnung ermittelt, ob der freiwillige Übertritt in das neue Lohnsystem anzuraten sei. In zwei Monaten rechnet der Personalvertreter mit ersten Erkenntnissen. „An den konkreten Zahlen werden wir sehen, ob herauskommt, was wir uns erhoffen.“ Der Leiter der Heime Osttirol, Franz Webhofer, glaubt in jedem Fall an eine finanzielle Besserstellung für diplomierte Fachkräfte.
„Bei allen anderen muss man genau die Anrechnungszeiten und die Lebenserwerbszeit erheben“, klärt der Heimleiter auf. Das neue System bietet höhere Einstiegsgehälter, die Kurve flacht dann deutlich ab, während das alte System höhere Lohnsprünge nach niedriger Anfangsentschädigung aufwies. „Jeder hat bis zum Jahresende Zeit zu wechseln, wenn es sich für ihn auszahlt.“ Für die Gehaltsanpassung in den Pflegeheimen und Gesundheitssprengeln stellt das Land jährlich insgesamt maximal 4,9 Mio. Euro wertgesichert zur Verfügung. Die Finanzierung trägt das Land Tirol zu 65 Prozent, 35 Prozent lasten auf den Gemeinden.
In den letzten zwei Jahren sei es merklich schwieriger geworden, in Osttirol Pflegepersonal zu finden, berichtet Webhofer. Die dritte Station im neuen Heim in Nußdorf-Debant wolle man noch heuer öffnen. „Derzeit fehlt uns dafür das nötige Personal.“ Rund fünfzehn Bedienstete würden für die drei Wohngruppen mit je zehn Bewohnern benötigt. Wenn erforderlich, beginne man einstweilen mit nur einer Wohngruppe.
Für Martin Strasser ist die finanzielle Anpassung nur ein Ansatz. „Der ÖGB schlägt eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich vor“, um die psychisch und physisch anstrengende „Herzensangelegenheit Pflege“ attraktiver zu machen.