Bezirk Kufstein

Schutz vor sicherem Tod: Kramsach bekommt Amphibienzaun

GR Sarah Grießenböck, Franz Goller (Schutzgebietsbetreuer Schwemm) und Schutzgebietsbetreuer Philipp Larch (v. l.) freuten sich über das große Interesse am Infoabend.
© Haun

Entlang der Kramsacher Seenstraße soll ein Amphibienzaun Hunderte Tiere vor dem Tod bewahren. Dazu sucht man noch freiwillige Helfer.

Von Florian Haun

Kramsach – Wenn es in der Nacht nicht mehr gefriert, die Temperaturen steigen und der Boden feucht ist, verlassen die Amphibien ihre Winterquartiere im Wald und brechen zu ihren Laichplätzen auf. Ihr Ziel erreichen aber nicht alle – besonders Straßen sind ein gefährliches Hindernis. Auf der L211 entlang des Reintalersees und Krummsees wurden im vergangenen Jahr besonders viele Molche, Kröten und Lurche getötet, schlugen Naturfreunde bei der Abteilung Umweltschutz im Land Tirol und bei der Gemeinde Kramsach Alarm.

Diese Initiative fruchtete nun: Erstmals wird dort ein mobiler Amphibienzaun mit einer Gesamtlänge von rund 500 Metern aufgestellt. „Aufgestellt wird dieses unüberwindbare Hindernis für die Amphibien auf der Waldseite und alle 20 bis 25 Mete­r vergraben wir Kübel“, erklärt Schutzgebietsbetreuer Philip­p Larch.

Da die Tiere dem Zaun folgen, fallen sie unweigerlich in die Kübel, erklärt der Experte. Dort werden sie von den Freiwilligen händisch wieder rausgeholt und auf der anderen Straßenseite beim See wieder freigelassen.

Im Frühjahr verlassen Amphibien – darunter Bergmolche (l.) und Kröten (r.) ihre Winterquartiere im Wald, um ihre Laichplätze aufzusuchen. Den Weg über die Straße schaffen viele von ihnen nicht.
© Haun

Um ehrenamtliche Helfer für die Rettungsaktion begeistern zu können, gab es kürzlich einen Infoabend im Kramsacher Gemeindesaal. „Wenn der Zaun gut betreut wird, kann er eine unheimliche Bereicherung sein, sonst ist er eher das Gegenteil“, betont Larch. Die Kübel müssen täglich morgens und abends entleert werden, sonst freuen sich Füchse, Krähen, Fischreiher und andere Raubtiere über die leichte Beute.

Wann die Amphibienwanderung beginnt, hänge von der Witterung ab, „aber sobald der Zaun aufgebaut ist, müssen wir ihn täglich kontrollieren“ erklärt Larch. Heuer vermutet er bereits im März erste Wanderungen, die in der Regel bis zu vier Wochen andauern.

Der Schutzgebietsbetreuer freut sich über jede Unterstützung: „Mithelfen kann jeder, es ist nur wichtig, dass die Kübel auch verlässlich täglich entleert und die darin befindlichen Tiere dokumentiert werden.“ Die Aktion werde nämlich dazu genutzt, zu erheben, welche Amphibien­arten es vor Ort gibt, wo die meisten Tiere die Straße überqueren und wann die Hauptwanderungstage sind.

Da auch andere Tiere wie Igel, Mäuse oder Käfer in die Eimer fallen könnten, werden diese mit einem Holzstock ausgestattet, auf dem die Tiere wieder herausklettern können. Von den Behörden gibt es für den Amphibienzaun bereits grünes Licht, mit einigen privaten Grundeigentümern müsse allerdings noch gesprochen werden.

„Wir können aber nicht überall auf der rund zwei Kilometer langen Strecke entlang der Seen einen Zaun aufstellen“, so Larch. Einige Böschungen seien zu steil für diese Aktion. Sobald man wisse, welche Route die meisten Amphibien wählen, könne man künftig an eine permanente Verrohrung denken, erklärt die Kramsacher Gemeinderätin Sarah Grießenböck.

Interessierte Helferlein für dei Aktion können sich bei Schutzgebietsbetreuer Philipp Larch unter der Telefonnummer 0676/88 50 88 2244 melden.

Mit einem ähnlichen, 300 Meter langen Amphibienzaun und 40 Kübeln sei man seit einigen Jahren im Walchseer Schutzgebiet Schwemm sehr erfolgreich. „Wenn es ein gutes Jahr ist, braucht man in der Schwemm zwischen zwei und drei Stunden, um alle Kübel zu entleeren“, weiß der dortige Schutzgebietsbetreuer Franz Goller. Allein im Vorjahr wurden in Walchsee auf diese Weise über 4000 Amphibien sicher über die Straße gebracht.

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