Innsbruck

Musikalisches Rendezvous der Wunderkinder

Gabriela Montero flogen die Herzen zu – auch weil sie so charmant und genial ein Tiroler Volkslied spontan variierte.
© Otter

Die außergewöhnliche Pianistin Gabriela Montero und das hervorragende Orquestra de Cadaqués begeisterten im Meisterkonzert.

Von Wolfgang Otter

Innsbruck –Wenn eine derart kreative und außergewöhnliche Pianistin wie Gabriel­a Montero spielt, darf man sich keine reine Interpretatio­n des Klavierkonzertes in d-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart erwarten. Wenn das Wunderkind Montero und das Wunderkind Mozart aufeinandertreffen, dann entsteht etwas ganz Besondere­s. Etwas, bei dem das begleitende Orquestr­a de Cadaqués unter Dirigent Jaime Martín zwangsläufig draußen bleibt, nur als Beiwerk fungiert. So war es zumindest im 4. Meisterkonzert am Montagabend im Innsbrucker Congress. Monteros intensiver Dialog mit ihrem Lieblingskomponisten ist nichts für Klassik-Puritaner. Sie transferiert das schattenreiche Klavierkonzert in das Hier und Jetzt. Die Pianistin, deren Herz für mehr Gleichheit und Gerechtigkeit in ihrer Heimat Venezuel­a schlägt, lässt die Musik im Moment des Spiels neu entstehen, erlaubt sich dabei Rubati und Freiheiten wie kaum jemand anderer. Sie ließ Schatten und Licht in diesem tausendfach gespielten Klavierkonzert noch stärker wirken, ohne dabei Mozart zu verraten – und war daher der Werktreue so nahe.

Gabriela Montero ist aber nicht nur eine ganz außergewöhnliche Solistin, sondern im klassischen Musikbetrieb wahrscheinlich die einzige, die auf dem Podium improvisiert. Nicht selbst ausgesuchte Melodien. Nein, die Wahl-Barcelonerin will Vorschläge aus dem Publikum, brachte dazu den Saal zum Singen. Es war das Volkslied „Tirol isch lei oans“, das aus vielen Kehlen erklang. Montero spielte dazu die Melodie zwei-, dreimal mit, meinte noch kurz „nice“ und stürzte sich darauf. Da waren Bach, Mozart, Beethoven und sogar ein Ragtime enthalten. Spätestens da hatte sie alle überzeugt und die Tiroler Herzen flogen ihr ob des charmant und fast schon genial abgewandelten Volksliedes jubelnd zu. Montero kann das einen ganzen Abend lang, wenn es sein muss, wie sie in Recitals beweist. In Innsbruck blieb es bei einer Volkslied-Improvisation. Leider.

So blieb die Bühne wieder dem spanischen Orquestra de Cadaqués unter Dirigent Jaime Martín, das sich auch nicht verstecken muss. Zu Beginn des Konzerts hatte dieses bereits Juan Crisóstom­o de Arriagas Ouvertüre zur Oper „Los esclavos felices“ gestellt. De Arriaga ist bereits mit knapp 20 Jahren 1826 verstorben. Nur klein und in unseren Breiten selten gespielt ist daher sein Œuvre. In der verspielten Ouvertüre ist ein Fingerzeig auf Franz Schubert versteckt, obwohl der Spanier den Wiener nicht gekannt haben dürfte.

Bevor die Schubert’sche Musikfreude und Leichtigkeit in Form der 3. Sinfonie an diesem Abend erklang, gab es noch spanisches Temperament mit „Asturias“ und „Castilla“ aus der „Suite español­a“ von Isaac Albéniz in einer Orchesterbearbeitung von Albert Guinovart. Von der spanischen Landschaft führte Dirigent Jaime Martín seine Musiker dann in die Hügel von Wien. Schuberts im Alter von 18 Jahren geschriebenes Werk ist gleichermaßen leicht wie tiefsinnig. Martín führte mit bildhafter Gestik – er dirigierte nicht, nein, er malte – seine ausgezeichneten Orchestermusiker durch das Werk.

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