Jugendarbeit der Stadt Salzburg gegen Extremismus greift
Salzburg (APA) - Mit der Jugendarbeit „Streusalz“, der Kampagne „88 gegen rechts“ und dem Workshop „ComEX - Comedy und Extremismus“ setzt di...
Salzburg (APA) - Mit der Jugendarbeit „Streusalz“, der Kampagne „88 gegen rechts“ und dem Workshop „ComEX - Comedy und Extremismus“ setzt die Stadt Salzburg gegen Radikalisierungs- und Extremismustendenzen bei Jugendlichen an. Eine EU-Studie hat diese drei Projekte beleuchtet. Fazit: Die Präventionsmaßnahmen greifen, große Konflikte gibt es nicht. Allerdings hat der Rassismus unter den Jugendlichen zugenommen.
Die Idee des EU-Kooperationsprojektes „Practicies. Partnership against Violent Radicalisation in Cities“ sei, Räume für einen Dialog zu schaffen, erklärte Markus Pausch vom Studienzweig „Soziale Arbeit“ an der Fachhochschule (FH) Salzburg am Dienstag bei einer Pressekonferenz, zu der Vize-Bürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) und das Jugendbüro der Stadt geladen hatten. Der Stadt mit ihren Jugend- und Sozialarbeitern gelinge es, mit ihren verschiedenen Angeboten Maßnahmen zu setzen, bevor es zu Frust und Unzufriedenheit komme. Die Studienautoren rieten allerdings zu einer besseren Vernetzung mit anderen Institutionen und zu einer eigener Beratungsstelle der Stadt, die sich mit Fragen der „unterschiedlichen Extremismen und Ideologien der Ungleichheit“ auseinandersetzt.
Hotspots von Extremismus gibt es laut den Teilnehmern der Pressekonferenz keine in der Stadt. „Wir haben es mit Anfeindungen und täglichem Rassismus zu tun. Die Toleranz in der Gesellschaft nimmt ab“, erklärte die Jugendbeauftragte der Stadt, Veronika Horn. Die „rechte“ Einstellung sei salonfähig geworden, verwies Horn auf Beiträge in sozialen Medien, im TV und in Zeitungen. „Die Jugendlichen spiegeln das Klima unter den Erwachsenen wider“, gab die ressortzuständige Vizebürgermeisterin zu bedenken.
Ansätze von Extremismus und Radikalisierung unter den Jugendlichen begegnen die Sozialarbeiter tatkräftig mit Workshops. So wurden beispielsweise rechtsextreme Graffitis an einer Wand in Lehen von „legalen“ Sprayern kunstvoll übermalt. „Wir legen viel Wert auf Partizipation der Jugendlichen“, sagte Horn. Beim Lösen von Konflikten hätten sie ein Mitspracherecht. Konflikte treten vor allem dort auf, wo wenig Platz ist in der Stadt, wie in Lehen oder im Schulbereich des Andräviertels.
Anrainer im Andräviertel hätten sich vor Jugendlichen, darunter auch einige mit Migrationshintergrund gefürchtet, weil sie auf der Straße oder bei Regen vor Hauseingängen herumgesessen seien, schilderte Hagenauer. Schließlich wurde ein Meinungsaustausch mit Anrainern und den Jugendlichen vereinbart. Hintergrund der Beschwerden war jedoch ein anderes Problem. „Das Ergebnis des Abends war, dass Anrainer völlig frustriert waren, weil sie die Bustouristen nicht mehr aushalten“, sagte Hagenauer.
Die Jugendarbeit ist niederschwellig. Die Sozialarbeiter des mobilen Präventionsprojektes „Streusalz“ etwa gehen aufmerksam durch die Stadtteile und in die Jugendzentren, horchen zu und versuchen in Gesprächen Probleme zu lösen. „Die Projekte halten ein gutes Gleichgewicht: man verfällt weder in einen Alarmismus noch in Bagatellisierung von bestimmten Problemen“, wurde in der Studie lobend hervorgehoben. Die Stadt stellt auch das Angebot von „safe spaces“ wie den „Mädchenraum“ in Lehen bereit. Dort könnten sich Jugendliche sicher fühlen und ihren Unmut äußern.
Das Kooperationsprojekt „Practicies“ zwischen Toulouse, Nizza, Tunis und Salzburg fand im Rahmen der EU-Förderung „Horizon 2020“ statt. Die Stadt Salzburg erhielt dafür eine Förderung von 30.000 Euro für den Projektzeitraum April 2017 bis 2020.