Klimawandel verschiebt die Kohlenstoffaufnahme im Nordatlantik
Zürich (APA/sda) - Im Meer läuft eine biologische Pumpe, die Kohlendioxid aus der Atmosphäre in die Tiefe transportiert und dort bindet. Wie...
Zürich (APA/sda) - Im Meer läuft eine biologische Pumpe, die Kohlendioxid aus der Atmosphäre in die Tiefe transportiert und dort bindet. Wie Philipp Brun von der Forschungsanstalt WSL mit internationalen Kollegen berichtet, hat sich im Nordatlantik das Epizentrum nach Nordwesten verschoben. Zwischen Island und dem Golf von Maine wird heute mehr Kohlenstoff gebunden als früher, im offenen Nordatlantik dafür weniger.
Die biologische Pumpe beruht zum einen darauf, dass Kohlendioxid chemisch gebunden wird, zum anderen auf Kleinstlebewesen, wie die WSL am Dienstag mitteilte. Pflanzliches Plankton (Phytoplankton) nimmt CO2 durch Fotosynthese aus der Luft auf. Das Phytoplankton wird wiederum von winzigen Tieren, dem Zooplankton, gefressen, das sich zum Schutz vor Fressfeinden tagsüber im Dunkel der tiefen Meeresschichten versteckt. Dort atmet es CO2 aus und gibt außerdem Kohlenstoff über den Kot ab, der auf den Grund sinkt.
Für die Studie fokussierten Brun und seine Kollegen auf eine bestimmte Gruppe von Zooplankton, die Ruderfußkrebse. Obwohl sie nur 0,3 bis sieben Millimeter groß sind, ist der Beitrag dieser Tierchen zur Kohlenstoffpumpe aufgrund ihrer schieren Anzahl beachtlich.
Zu Ruderfußkrebsen existieren lange Beobachtungsreigen über ihre Verbreitung und Häufigkeit, schrieb die WSL. Diese Daten aus den vergangenen 60 Jahren nutzten die Wissenschafter für ihre Studie und kombinierten sie mit theoretischen Überlegungen und Berechnungen, wie der Kohlenstoff aus der Atmosphäre in die Tiefen Ozeanschichten gelangt.
Das Ergebnis ihrer Untersuchung: Das Verbreitungsgebiet vieler Ruderfußkrebs-Arten im Nordatlantik verschiebt sich aufgrund veränderter Temperaturverhältnisse. So verändert sich auch die Artenzusammensetzung und die Hauptaktivität der biologischen Pumpe wandert Richtung Nordwesten. Davon berichteten die Forscher kürzlich im Fachblatt „Nature Ecology & Evolution“.
Um Änderungen der Leistungsfähigkeit der Pumpe über das ganze Nordatlantikbecken abzuschätzen, reichten die Daten indes nicht aus, ließ sich Brun zitieren. „Aber wir konnten zeigen, dass die vom Klimawandel verursachten Verschiebungen der Verbreitungsgebiete wichtiger Arten regional zu beträchtlichen Änderungen im Kohlenstoffexport geführt haben.“ Es sei wichtig, diese Prozesse weiterhin genau zu beobachten. Die Berechnungen können zudem für andere Ozeane angewendet werden und in Modelle für globale Kohlenstoffflüsse einfließen.
(S E R V I C E - https://www.nature.com/articles/s41559-018-0780-3)