Türkei wirft EU „Unehrlichkeit“ vor wegen Gipfel in Sharm el-Sheikh

Istanbul (APA/AFP) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat der Europäischen Union Heuchelei wegen ihres Gipfeltreffens mit der Ar...

Istanbul (APA/AFP) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat der Europäischen Union Heuchelei wegen ihres Gipfeltreffens mit der Arabischen Liga vorgeworfen. Erdogan wies am Dienstag darauf hin, dass das Gastgeberland Ägypten unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi kurz vor dem Gipfel neun Männer hingerichtet habe. „Die EU ist unehrlich“, kritisierte Erdogan.

„Können wir von Demokratie in den EU-Mitgliedsländern reden, die die Einladung von Sisi akzeptiert haben, der seit der Machtübernahme 42 Menschen hingerichtet hat und neun junge Leute letzte Woche, obwohl die Todesstrafe (in der EU) verboten ist?“, fragte Erdogan in einer Wahlkampfrede in der nordtürkischen Provinz Giresun.

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Ägypten sind äußerst frostig seit dem Militärputsch 2013, bei der der damalige Generalstabschef al-Sisi den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt hatte. Al-Sisi wurde später selbst zum Staatschef bestimmt.

Auf seine Einladung kamen am Sonntag und Montag rund 40 Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union und der Arabischen Liga im ägyptischen Küstenort Sharm el-Sheikh zusammen. Wenige Tage zuvor hatte Ägypten neun Männer wegen der Ermordung des ägyptischen Generalstaatsanwalts Hischam Barakat im Jahr 2015 hingerichtet. Amnesty International und andere Organisationen hatten vergeblich Gnade für sie gefordert.

Vor Erdogan hatte am Dienstag bereits der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu die EU-Staaten wegen ihres Gipfels mit der Arabischen Liga scharf kritisiert. Cavusoglu nannte es „ein Beispiel von Doppelstandards, von Heuchelei, dass die EU-Führung Sisi unterstützt“, nachdem in Ägypten zuvor neun Menschen hingerichtet worden waren. Die EU-Führer hätten „keine Werte, nur Interessen“, sagte er vor Reportern in Ankara.