Leitspital Liezen - Diskussion in Graz mit wenig neuen Argumenten

Graz (APA) - Gut ein Monat vor der Volksbefragung über das geplante Leitspital im Bezirk Liezen sind sich Dienstagabend politische Befürwort...

Graz (APA) - Gut ein Monat vor der Volksbefragung über das geplante Leitspital im Bezirk Liezen sind sich Dienstagabend politische Befürworter und Gegner erstmals öffentlich in einer Diskussion gegenübergestanden - Argumente gab es wenig neue. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) benannte das Problem in Bad Aussee: „Allround-Chirurgen“ werden für das „Mickey-Mouse-Spital“ nicht mehr gefunden.

Die Diskussion des Landesrats, dem SPÖ-Klubobmann und Koalitionspartner Hannes Schwarz treu zur Seite stand, mit der Opposition gestaltete sich über weite Strecken ruhig. KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler und FPÖ-Klubobmann Stefan Hermann hatten die Volksbefragung vor wenigen Wochen mit einem Drittel der Unterschriften der Landtagsabgeordneten initiiert. Nun soll die Bevölkerung des Bezirks am 7. April darüber abstimmen, ob sie ein neues Leitspital in Stainach-Pürgg wollen oder gegen die Schließung der drei bestehenden Krankenhäuser in Schladming, Bad Aussee und Rottenmann sind.

Klimt-Weithaler brachte wie schon im Vorfeld Zweifel am Argument der niedrigen Fallzahlen bei Operationen in den drei bestehenden Standorten an und meinte, dass diese stets auch einen betriebswirtschaftlichen Aspekt hätten. Sie verstehe zwar, dass Personalknappheit ein Thema sei, aber veränderte Arbeitszeitgesetze und Ärztemangel habe man kommen sehen. Es ärgert sie, dass noch vor der Diskussion mit der Bevölkerung alles als beschlossen präsentiert wurde. Dafür erntete sie Nicken im Publikum.

Hermann hatte eine Begründung dafür, warum etwa in Mariazell die Ärzte nun über das Gesundheitszentrum froh sind, das anstelle des Spitals eingerichtet worden war: „Man zieht die Abteilungen aus den Spitälern ab und macht sie unattraktiv.“ Ein Gesundheitszentrum erscheine danach logischerweise als besser. Schwarz wurde von Hermann angesprochen, was er zu den vereinzelten Parteikollegen aus der Obersteiermark in den Reihen der Leitspital-Gegner sage. Zu einer Antwort kam Schwarz in der Debatte nicht mehr, aber unterstrich später: „Neu ist nicht gleich regionalpolitisch schlecht.“ Veränderung bringe immer Unsicherheit mit sich.

Der Gesundheitslandesrat betonte: „Es gibt keine Alternative dazu, die drei Standorte zu einem zusammenzufassen.“ Leitende Ärzte hatten das im Vorfeld bestätigt und auch im Publikum des „DiensTalks“ fanden sich eine Reihe von Mediziner, die der Koalition in der anschließenden Fragerunde wortreich die Stange hielten. Ein Internist etwa sagte: „Aus Ärztesicht ist es falsch, gegen das neue große Spital zu sein.“ Ein anderer leitender Mediziner unter den Zuschauern warf der KPÖ und der FPÖ ein „Modell der 80er-Jahre vor“ und bat: „Bitte hört auf die Menschen zu verunsichern. Das Leitspital ist alternativlos“, schloss er mit einer bereits etwas lauteren Stimme. Ein anderer Arzt meinte: „Der Vorschlag der Regierung ist ein tragbares System für Patienten.“

Trotz mehrfacher Nachfrage von Moderator Michael Fleischhacker fand sich kein Gegner des Leitspitals im Publikum, der ans Mikrofon wollte, um eine Frage zu stellen. Dafür schilderte Drexler abschließend die Pläne für die zu schließenden drei Standorte: In Bad Aussee werde ein Gesundheitszentrum eingerichtet, während in Schladming eine unfallchirurgische Ambulanz - vor allem für Ski-Unfälle - bestehen bleibe. Hinzu komme ein Gesundheits- und Facharztzentrum. In Rottenmann sei die Nachnutzung am schwierigsten, denn das Spitalsgebäude sei zu groß für ein Gesundheitszentrum, doch man habe noch bis 2025 Zeit, sich Pläne dafür zu überlegen.

Stichwort 2025: In diesem Jahr soll das neue Leitspital in Stainach-Pürgg fertig sein. Derzeit seien drei Grundstücke in der engeren Auswahl, und möglicherweise noch vor dem 7. April sei laut dem Landesrat entschieden, auf welchem gebaut wird. Die Kosten werden sich auf Preisbasis 2018 auf rund 250 Millionen Euro belaufen. „Das ist wahrlich nicht wenig. Wir bauen jedenfalls kein ‚Light‘-Spital“, sagte Drexler. Ob die Finanzierung mit einem „Public Private Partnership“ (PPP) oder klassisch aus dem Budget gestemmt werde, sei noch offen.