Senkrechtstarterin nimmt Kurs auf slowakisches Präsidentenamt
Bratislava (APA) - Bei der slowakischen Präsidentenwahl im März droht dem Polit-Establishment wieder eine empfindliche Niederlage. Die Chefi...
Bratislava (APA) - Bei der slowakischen Präsidentenwahl im März droht dem Polit-Establishment wieder eine empfindliche Niederlage. Die Chefin der außerparlamentarischen liberalen Partei „Progressive Slowakei“ (Progresivno Slovensko), Zuzana Caputova (45), liegt in einer am Mittwoch veröffentlichen Umfrage klar vor EU-Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic, der für die Regierungspartei Smer (Richtung) antritt.
Nach der Erhebung der Agentur Focus liegt Caputova mit 26,3 zu 20,4 Prozent vor Sefcovic. Beobachter erwarten, dass sich ihr Vorsprung noch vergrößern wird, nachdem sich am Dienstag der drittplatzierte Kandidat Robert Mistrik (13,1 Prozent) aus dem Rennen zurückgezogen hatte. Mistrik rief seine Anhänger nämlich zur Wahl von Caputova beim Urnengang am 30. März auf.
Auch Amtsinhaber Andrej Kiska, der vor fünf Jahren als politischer Quereinsteiger den damaligen Ministerpräsidenten Robert Fico in der Präsidentenwahl besiegt hatte, stellte sich hinter Caputova. „Ich unterstützte Zuzana Caputova. Sie wird eine gute Präsidentin der Slowakischen Republik sein“, sagte er am Dienstag bei einem gemeinsamen Pressauftritt mit der Rechtsanwältin, die sich als Umweltaktivistin einen Namen gemacht hat.
„Wenn nur ein Teil der Wähler Mistriks in ihr Lager wechseln, wird sie siegen“, sagte der Politikexperte Pavol Babos am Dienstag der Nachrichtenagentur TASR. Es hänge aber viel davon ab, ob sie dessen Anhänger auch tatsächlich mobilisieren könne, verwies Babos auf das konservativere Profil Mistriks.
Nach dem Mord an dem Investigativjournalisten Jan Kuciak im Vorjahr ist die innenpolitische Lage in der Slowakei immer noch gespannt. Langzeit-Ministerpräsident Fico und sein Vertrauter Innenminister Robert Kalinak mussten zurücktreten, weil sie persönlich für die Tat verantwortlich gemacht wurden. Regierungskritiker weisen aber darauf hin, dass Fico als Chef der Regierungspartei Smer weiterhin die politischen Fäden zieht und Ministerpräsident Peter Pellegrini nicht unabhängig agieren kann.
Während sich Caputova als Wortführerin einer politisch „sauberen“ Slowakei in Szene setzt und auch von Nichtregierungsorganisationen unterstützt wird, ist die Unbeliebtheit der Regierung eine Hypothek für Sefcovic, auch wenn er als Parteiunabhängiger antritt.
Dazu kommt, dass bei Präsidentenwahlen wiederholt politische Quereinsteiger oder Kandidaten kleinerer Parteien das Rennen machten. Caputova wäre aber die erste Frau in der Geschichte der Slowakei, die Chefin im Präsidentenpalast von Bratislava würde. Am nächsten kam diesem Ziel die konservative Politikerin Iveta Radicova, die im Jahr 2009 gegen den nationalistischen Amtsinhaber Ivan Gasparovic den Kürzeren zog.