XXII. Triennale Milano: Die Rettung des Planeten mit Design
Mailand (APA) - Nicht weniger als um das Überleben der Menschheit geht es ab 1. März in Mailand. Zumindest, wenn man nach dem Motto der XXII...
Mailand (APA) - Nicht weniger als um das Überleben der Menschheit geht es ab 1. März in Mailand. Zumindest, wenn man nach dem Motto der XXII. Triennale di Milano geht, die am Mittwoch für das Fachpublikum geöffnet hat. Unter dem Titel „Broken Nature: Design Takes on Human Survival“ versammelt die internationale Schau verschiedenste Ideen, wie intelligentes Design Ansätze für die Zukunft schafft.
„Es geht um die großen Themen der Zukunft“, hängte Triennale-Präsident Stefano Boeri bei der Präsentation des Vorhabens die Erwartungen hoch. Der Kampf um die Umwelt in einer allgemeinen Krise der Gesellschaft sei nicht zuletzt mit Wissenschaft, Technologie und den Mitteln der Kultur zu führen. Es gehe um die Frage der nachhaltigen Materialwahl ebenso wie die demokratische Einbindung aller Schichten.
Selbst wenn man nicht an eine lange Zukunft der menschlichen Rasse glaube, könne Design doch zumindest dafür sorgen, dass die nächste dominante Spezies auf Erden mit einem gewissen Respekt auf die Menschheit zurückblicke, so der semioptimistische Ansatz. „Es geht um die Bürger. Sie sind der eigentliche Motor der Veränderung“, so Triennale-Kuratorin Paola Antonelli. Deshalb wolle man mit der Schau verschiedene kleine Impulse setzten, die in Summe die große Transformation vorantreiben könnten.
Für die adressierten Bürger wird die Schau ab 1. März zugänglich sein und bis 1. September verschiedene Installationen und Ausstellungen präsentieren, darunter Projekte aus aller Welt, die in Pavillons - eigenen Ausstellungsbereichen im Palazzo dell‘Arte - von Tunesien über die USA, von Deutschland bis Sri Lanka gezeigt werden. Und bunt respektive breit aufgestellt wie das Thema sind denn auch die einzelnen Länderbeiträge.
Das größte Vorhaben ist das der Triennale selbst: Die Nation der Pflanzen. „Das Reich der Pflanzen ist das größte der Erde“, unterstrich Kurator Stefano Mancuso. Stellten sie doch 81,8 Prozent der Biomasse der Erde, zu denen noch 17,9 Prozent Pilze und Ähnliches kämen. Da könne der Mensch, der mitsamt aller Tiere nur für 0,03 Prozent stehe, einiges lernen, lieferten die Pflanzen in vielen Fällen die perfekten Lösungen für vorhandene Probleme - ein Ansatz, den Mancuso mittels Spiegelkabinetten und Fotos von welthistorischen Ereignissen illustriert, in denen dem Betrachter die darauf vorhandenen Pflanzen vermutlich erstmals ins Auge springen.
Die Welt des Klangs eröffnet indes das „Weltorchester der Tiere“ der Kooperative United Visual Artists, das in einer audiovisuellen Installation den Besucher nicht zum Zuschauer, sondern Zuhörer macht. „Die Menschen verbringen erfahrungsgemäß sehr viel Zeit in der Installation - was wohl auch ein Qualitätssiegel ist“, zeigte sich Matt Clark von United Visual Artists selbstbewusst.
Österreich ist indes mit einer Toilette vertreten - um genau zu sein mit einer Toilettenrevolution. So hat das Museum für angewandte Kunst (MAK) das Wiener Designstudio EOOS nach Mailand entsandt. Unter dem Titel „Circular Flows: The Toilet Revolution!“ stellt man ein Design-WC vor, das mittels der Abscheidung von Stickstoff aus dem menschlichen Urin die Wasserverschmutzung weltweit reduzieren will.
Doch beileibe nicht alle Beiträge dieser Triennale halten das präsentatorische Niveau. Slowenien präsentiert schlicht mittels Fotoständern nachhaltige Projekte aus seiner Region, Frankreich verliert sich in einem unentschiedenen Mix aus Schaumstoffarchitektur, Textphilosophie und Technikfilm, und Deutschland hat einen kryptischen Zugang mittels begehbarer Stadiontreppe gewählt.
Dass man die Thematik der Weltrettung auch ironisch angehen kann, zeigt hingegen der tschechische Pavillon, für den Kristof Kintera aus gebrachten Batterien einen fünf Meter hohen Wolkenkratzer errichtet hat. Und Russland zeichnet mittels kleiner Kuben die Geschichte Moskwa nach - inklusive Ausblick auf das Jahr 2088, an dem sich der erste aquatische Superheld aus dem Fluss erheben soll.
So gibt es also die verschiedensten Zugänge zum gleichen drängenden Thema. Und um diese noch auszuweiten, wird die eigentliche Schau bis September von Symposien, Konferenzen, Workshops und Performances flankiert.
(S E R V I C E - www.brokennature.org)