Frauen in Aufsichtsräten jünger, weil Rekrutierung später begann

Wien (APA) - Die Arbeiterkammer (AK) hat erhoben, was die gesetzliche Frauenquoten-Pflicht in heimischen Aufsichtsräten ein Jahr nach Inkraf...

Wien (APA) - Die Arbeiterkammer (AK) hat erhoben, was die gesetzliche Frauenquoten-Pflicht in heimischen Aufsichtsräten ein Jahr nach Inkrafttreten gebracht hat und wo Unterschiede liegen. Auffallend ist, dass die weiblichen Aufsichtsratsmitglieder im Schnitt deutlich jünger sind als ihre männlichen Kollegen.

Das lässt den Schluss zu, dass die Rekrutierung von Frauen für die Kontrollgremien offenbar erst in den letzten Jahren begonnen hat und daher die Jüngeren unter den weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern überwiegen, heißt es in dem AK-Bericht. Der Anteil der unter 40-Jährigen etwa ist bei den Frauen mit 13,2 Prozent doppelt so hoch wie bei den Männern. Zwischen 41 und 50 liegen Frauen um zehn Prozentpunkte voran. Dagegen ist fast ein Drittel der männlichen Mandatsträger 61 Jahre und älter, bei Frauen in dieser Altersgruppe sind es nur knapp 15 Prozent.

Beim akademischen Hintergrund ist das Bild ausgeglichen. Knapp die Hälfte aller Aufsichtsräte (49 Prozent) hat akademische Titel, bei den Frauen etwas mehr (51 Prozent).

Laut AK kommen gerade bei großen Firmen neue Aufsichtsrätinnen oftmals aus dem Kreis von Rechtsexpertinnen und Wirtschaftsprüferinnen. Hier haben auch einige Mehrfachfunktionen. Männer bekleiden üblicherweise aber mehr Mandate auf einmal, berichtet die AK unter Berufung auf Erhebungen von Beratungsunternehmen, die börsennotierte und umsatzstarke Konzerne durchleuchtet haben. Dass Kritiker des Gleichbehandlungsgesetzes Frauen Qualifikationen für Führungsjobs absprechen, ärgert die AK besonders. Denn dass es in ATX-Firmen mehr Vorstände mit dem Namen Peter gebe als weibliche Vorstände bedeute ja nicht, dass „Peters automatisch qualifizierter“ seien, spottete die Wiener AK am Mittwoch.

Eine am Mittwoch ausgesandte Studie des Beratungsunternehmens Kienbaum sieht nach Teilnehmerbefragungen trotzdem immer noch im fehlenden Pool eine große Hürde bei der Besetzung von Aufsichtsräten und Vorständen durch Frauen.

Dem stellte die Arbeiterkammer das Beispiel der Oberbank gegenüber, die sich selbst zu einer Frauenquote von 40 Prozent bei allen Nachbesetzungen von Führungspositionen im gesamten Unternehmen bis 2020 verpflichtet habe.

Für die SP-Frauen ist in Summe klar: „Es braucht Quoten auch in den Vorstandsetagen der Wirtschaft. Sonst geht nichts weiter“, findet die SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek. Von Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) wünscht sie sich Solidarität in dieser Frage.