Doping-Razzia: Ermittler sehen geschlossene Indizienkette
Seefeld (APA) - In der Dopingcausa rund um die Nordischen Ski-WM in Seefeld haben die Ermittler Mittwochnachmittag nähere Details bekanntgeg...
Seefeld (APA) - In der Dopingcausa rund um die Nordischen Ski-WM in Seefeld haben die Ermittler Mittwochnachmittag nähere Details bekanntgegeben. Einer der fünf festgenommenen Sportler wurde in seiner Unterkunft in Seefeld „auf frischer Tat“ ertappt. Das Bundeskriminalamt ging zudem davon aus, dass sich die Causa auf andere Sportarten ausweitet.
Der auf frischer Tat ertappte Sportler sei in Seefeld bei der Razzia in seiner Unterkunft „mit einer Blutkonserve im Arm“ aufgegriffen worden, sagte Dieter Csefan vom Bundeskriminalamt bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Um welchen Sportler es sich dabei handelte, wollte er unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Bestätigt wurde indes, dass es sich bei den Athleten um zwei Österreicher, zwei Esten und einen Kasachen handelte. Namen oder nähere Details zu den Identitäten wurde nicht genannt. Neben den betroffenen Sportlern wurden zwei Komplizen des 40-jährigen hauptverdächtigen deutschen Mediziners in Seefeld festgenommen - sowie der Mediziner selbst und ein Komplize in Erfurt.
Vorerst standen Einvernahmen der Verdächtigen an. Innerhalb von 48 Stunden müsse dann entscheiden werden, ob über sie die Untersuchungshaft verhängt wird, erklärte der Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft, Hansjörg Mayr. Der Mediziner und seine Komplizen hätten eine „kriminelle Organisation“ gebildet. Die Sportler selbst seien nicht Teil dieser Organisation gewesen, stünden aber in Verdacht, sich mit Blutdoping behandelt haben zu lassen.
Die Ermittler in Deutschland hätten Hinweise gehabt, dass der Sportmediziner nach Seefeld habe reisen wollen, um dort die Sportler „auf illegale Weise zu behandeln“, so Mayr. Den Verdächtigen wird Eigenblutdoping vorgeworfen. Anschließend habe es ein Rechtshilfeersuchen der deutschen Behörden gegeben und in Folge hätten Überwachungen stattgefunden. Dabei habe sich der Verdacht bestätigt. Vorher war laut den Ermittlern nicht bekannt, welche Sportler sich von dem Arzt behandeln ließen. Schlussendlich sei es in Deutschland und Österreich zu den Zugriffen bzw. Hausdurchsuchungen gekommen - unter Beteiligung des Sondereinsatzkommandos Cobra.
BKA sowie Staatsanwaltschaft Innsbruck schlossen nicht aus, dass weitere Personen betroffen sein könnten. Zunächst müsse man aber die Vernehmungen der Beschuldigten abwarten. Sie sprachen von einer „geschlossenen Indizienkette“. So sei etwa in Erfurt ein komplettes Dopinglabor inklusive Equipment wie Blutkonserven und Zentrifugen ausgehoben worden, das dem Sportmediziner zugerechnet wird.
Die Dopingcausa dürfte indes über den Langlaufsport hinaus Kreise ziehen. „Es sind sicher auch noch andere Sportarten betroffen“, erklärte Csefan. Die „kriminelle Organisation“ sei jedenfalls seit mehr als fünf Jahren weltweit tätig. Bestätigt wurde auch von den österreichischen Ermittlungsbehörden, dass die Aussagen des Skilangläufers Johannes Dürr in einer ARD-Dokumentation „ausschlaggebend“ für die Doping-Ermittlungen und die Razzien in Seefeld und Erfurt waren.