Doping-Razzia: Nationale Pressestimmen zur „Operation Aderlass“

Wien/Seefeld (APA) - Die Doping-Razzien am Dienstag bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld und die möglichen Folgen der „Operation Aderlass“ s...

Wien/Seefeld (APA) - Die Doping-Razzien am Dienstag bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld und die möglichen Folgen der „Operation Aderlass“ sind am Mittwoch das Aufmacherthema der österreichischen Tageszeitungen gewesen. Hier ein Überblick der heimischen Pressestimmen:

„Der Standard“: „Das Seefelder Fanal. Der Skiverband muss sich in Sachen Doping endlich seiner Verantwortung stellen. Jetzt ist schon wieder etwas passiert, und mit einem Schlag sind sie nur noch Makulatur, die vielen schönen Bilder vom Wintermärchen in Seefeld, von der vom Österreichischen Skiverband tadellos mitorganisierten nordischen Skiweltmeisterschaft mit ihren grandiosen Sprüngen, heroischen Läufen und entfesselten Fans aus aller Herren Länder im Tiroler Frühlingsschnee. Seefeld steht seit Mittwoch in einer Reihe mit Salt Lake City (2002), Turin (2006) und Sotschi (2014), den olympischen Schauplätzen der großen österreichischen Dopingskandale der vergangenen Jahre. Auch Seefeld wird ein Synonym für Sportbetrug sein, für blutige kriminelle Machenschaften im Namen des Erfolges.“

„Die Presse“: „Der Blutskandal. Bei der Nordischen WM in Seefeld wurde ein kriminelles Dopingnetzwerk aufgedeckt. (...) Für Österreichs Wintersport ist dieser Vorfall ein immenser Imageschaden. (...) Doping läuft in Österreich immer noch auf die gleiche Tour ab. Peter Schröcksnadel, der Präsident des Skiverbands, wusste es schon 2006: ‚Austria is a too small country to make good doping.‘ Dreizehn Jahre später klingt es noch immer wie blanker Hohn, doch die Spurensuche ist ein Kriminalfall.“

„Kleine Zeitung“: „Die Gier nach Geld und Ruhm. Es liegt in der Natur des Menschen, der Größte, Beste und Schnellste sein zu wollen. Ein Ziel, das heute in der Welt des Sports neben Ruhm auch viel Geld verspricht. Aber auch ein Ziel, dessen Erreichen auf einem Planeten mit über 7,5 Milliarden Menschen nur den Allerwenigsten vorbehalten ist. Wer nicht zu diesen Auserwählten zählt, auf das Rampenlicht aber nicht verzichten will, bedient sich beim Griff nach den Sternen unerlaubter Mittel. Die schwerwiegenden Folgen, die daraus entstehen können, werden billigend in Kauf genommen. Wie etwa, dass Dopingsünder mit ihrem Handeln ein perfektes Skifest zunichtemachen können. Und dass sie den gesamten Sport eines Landes sowie auch eine Nation als Gesamtes in das Licht des kollektiven Betrugs rücken. Diesen Menschen ist das aber offenbar egal, sie sind nur auf ihren eigenen Erfolg bedacht.“

„Kurier“: „Dümmer geht‘s nicht. (...) In Seefeld haben es zwei Typen geschafft, den ohnehin stark ramponierten österreichischen Langlauf möglicherweise für alle Ewigkeiten in die absolute Bedeutungslosigkeit zu treten. Nicht nur das. Auch der ganze Wintersport wird darunter leiden. Und eine Veranstaltung, die bis zum gestrigen Mittwoch als eine durchaus gelungene, gar als festlich gestaltete Werbung gelten durfte. Seefeld 2019? Man wird sich daran erinnern. An einen sonnigen Ort, der ein weiteres dunkles Kapitel österreichischer Sportgeschichte geschrieben hat.“

„Tiroler Tageszeitung“: „Die lange Serie der Einzeltäter (...) Der Österreichische Ski-Verband wird nicht müde zu betonen, es stecke hinter der Serie an Einzeltätern keine Systematik. 2002 (Olympia Salt Lake City/Blutbeutelaffäre) konnte man noch mit der Unklarheit im Reglement argumentieren, 2006 (Olympia Turin) hatte die Razzia zwar einige Freisprüche, aber doch zwei überführte Sportler und einen Kahlschlag zur Folge. 2010 (Olympia Vancouver) durfte Rot-Weiß-Rot Luft holen, um 2014 (Olympia Sotschi) mit Johannes Dürr den nächsten Problemfall am Tapet zu haben. Dass der Niederösterreicher zuletzt in einer konturlosen TV-Dokumentation weder Ross noch Reiter genannt hatte, ließ die Öffentlichkeit zunächst weiter im Dunkeln tappen. Aber seine nachträglichen Aussagen bei der Münchner Staatsanwaltschaft brachten eine Lawine ins Rollen, die den heimischen Langlaufsport nachhaltig unter sich begräbt.“

„Wiener Zeitung“: „Doping ist auch in Österreich längst kein Kavaliersdelikt mehr, zumindest in dieser Hinsicht hat Turin 2006 spät, aber doch seine Wirkung entfaltet. Doch nur die Sportler an den Pranger zu stellen, wie es in manchen reflexartigen Reaktionen den Eindruck hatte, ist bei allem verständlichen Ärger freilich zu wenig. Am System Spitzensport - in dem Betreuer, Funktionäre, Sponsoren, Medien, Politik und Fans alle ihre Rolle spielen - hat sich seit Turin schließlich nichts geändert. Die Schuld irgendeiner Macht von außen zuzuschieben und - in Verkennung der Tatsachen, dass zuletzt und auch aktuell andere Länder ebenso betroffen waren - Verschwörungstheorien zu spinnen, hilft ebenfalls niemandem weiter. Denn das würde bedeuten, dass Österreich nicht nur ‚too small for good doping‘ ist - sondern auch lernunfähig im Sinne einer Aufarbeitung.“

„Neue Vorarlberger Tageszeitung“: „Der österreichische Langlaufsport ist tot. Nach dem erneuten Dopingskandal im Lager der Nordischen zieht der ÖSV zwar endlich Konsequenzen und trennt sich von Langlaufchef Gandler, den erneuten Vertrauensbruch werden allerdings alle Sportler auf Jahre zu spüren bekommen.“

„Vorarlberger Nachrichten“: „Auf der Nordischen WM in Seefeld lastet nun also ein Dopingschatten. Anders betrachtet kann die erfolgreiche Razzia auch als Lichtblick im Kampf gegen weltweit arbeitende Dopinglabore angesehen werden.“

„Salzburger Nachrichten“: „Misstrauen ist im Sport die Höchststrafe. (...) 13 Jahre nach den Olympischen Spielen in Turin versinkt der österreichische Sport wieder im Doping-Sumpf. Nur diesmal kommt es noch schlimmer: Mit der Heim-WM wurde am Mittwoch in Seefeld eine glanzvolle Veranstaltung in Grund und Boden gestampft.“

„OÖ Nachrichten“: „Doping-Bombe platzte in der WM-Idylle. Nach der Verhaftung der beiden ÖSV-Athleten Baldauf und Hauke will der Verband die Langlaufsektion schließen - die Affäre dürfte weitere Kreise ziehen.“

„Oberösterreichisches Volksblatt“: „Und täglich grüßt das Murmeltier - nach den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City, 2006 in Turin und 2014 in Sotschi sind erneut Teile des heimischen Langlaufteams in einen Dopingskandal verwickelt.“

„Österreich“: „Super-GAU bei Heim-WM. (...) Dopingnadel steckte noch im Arm, als Cobra stürmte.“

„Kronen Zeitung“: „Als die Cobra kam, war die Spritze im Arm. Operation Aderlass - Das Wintermärchen in Seefeld ging jäh zu Ende: Polizei stürmte Hotelzimmer und erwischte die Doper auf frischer Tat - auch Österreichs Hauke & Baldauf wurden verhaftet.“

„Heute“: „Doping-Blamage (...) ‚Operation Aderlass‘ deckt Netzwerk der Doping-Mafia auf. Polizist hatte noch Nadel im Arm.“