Italiens Mitte-Links-Anhänger wählen neuen Sozialdemokraten-Chef

Rom (APA) - Nach einer langen Talfahrt infolge der Pleite bei den Parlamentswahlen im März hoffen Italiens oppositionelle Sozialdemokraten (...

Rom (APA) - Nach einer langen Talfahrt infolge der Pleite bei den Parlamentswahlen im März hoffen Italiens oppositionelle Sozialdemokraten (Partito Demcratico/PD) auf den Neustart. Am Sonntag finden in ganz Italien Vorwahlen für die Kür des neuen Parteichefs statt, an denen sich voraussichtlich bis zu einer Million Mitte-Links-Wähler beteiligen könnten.

Drei Kandidaten werben um den PD-Chefsessel. Als Favorit gilt der Präsident der Region Latium mit der Hauptstadt Rom, Nicola Zingaretti. Er misst sich mit dem scheidenden PD-Vorsitzenden Maurizio Martina, der seit Juli an der PD-Spitze steht. Weniger Chancen werden dem PD-Parlamentarier Roberto Giachetti eingeräumt, dem erfolglosen Bürgermeisterkandidaten in Rom bei den Gemeinderatswahlen 2016.

PD-Chef Martina machte parteiinterne Rivalitäten für die Niederlage bei den Parlamentswahlen vor einem Jahr verantwortlich und rief die Spitzenpolitiker seiner Gruppierung zu Zusammenhalt auf. Die PD-Partei habe zudem die soziale Problematik in Italien zu wenig berücksichtigt. Der PD ist die stärkste Oppositionskraft im italienischen Parlament.

Der neue Vorsitzende soll die Partei in die Europawahlen im Mai führen. Der PD war bei den Parlamentswahlen auf ein Rekordtief von 18 Prozent gesunken, daraufhin war Parteichef und Ex-Premier Matteo Renzi zurückgetreten und durch Martina ersetzt worden.

„Die Vorwahlen werden zum größten politischen Event in diesem Jahr werden“, prophezeite Zingaretti. Die populistische Regierungsallianz in Rom werde nicht lang halten. „Das Bündnis aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung wird auseinanderfallen. Ich bin überzeugt, dass in Italien bald eine neue politische Phase beginnt“, sagte Zingaretti. Davon könne der PD für seinen Neustart profitieren.

Auch der zum PD gehörende Ex-Premier und früherer EU-Kommissionspräsident Romano Prodi appellierte an die Mitte-Links-Wählerschaft, an den Vorwahlen am Sonntag teilzunehmen. Italien brauche eine Wende. „Die beiden Regierungskräfte streiten nur und haben uns von allen EU-Partnern isoliert“, klagte Prodi. Italien brauche eine starke, europaorientierte Partei.