Daunen-Gütesiegel „RDS“ könnte zukünftig Schnabelkürzen erlauben

Wien (APA) - Das international am weitesten verbreitete Daunen-Gütesiegel Responsible Down Standard (RDS) könnte zukünftig auch Federn zerti...

Wien (APA) - Das international am weitesten verbreitete Daunen-Gütesiegel Responsible Down Standard (RDS) könnte zukünftig auch Federn zertifizieren, die von Tieren mit gekürzten Schnäbeln stammen. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten warnte, dass damit nicht nur Tierquälerei salonfähig gemacht würde, sondern auch Kunden getäuscht würden.

Denn globale Marken wie H&M, C&A, Esprit, Levi‘s, Jack Wolfskin and The North Face würden Daunenprodukte mit RDS-Zertifizierung vertreiben, schrieb die NGO am Donnerstag in einer Aussendung. Die Revision des RDS sei zwar ein übliches Prozedere, die Tierschutzorganisation kritisierte jedoch den großen Einfluss, den die französische Entenfleisch-Industrie auf die geplanten Änderungen habe. Zahlreiche Entenfleisch-Produzenten und Bauern aus Frankreich seien Mitglieder der „Textile Exchange“ – jener Organisation, die für den RDS verantwortlich ist. Wenn Schnabelkürzen Teil des Gütesiegels wird, dann können auch sie die Federn ihrer Tiere zertifiziert verkaufen.

„Der RDS wurde ursprünglich eingeführt, damit Enten und Gänse geschützt werden. Die geplanten Änderungen sind jedoch eine Verschlechterung der Situation von Millionen von Tieren – und das nur aus Profitgier. Schnabelkürzen ist eine extrem schmerzhafte Prozedur, denn Schnäbel sind so sensibel wie die Handinnenflächen von Menschen“, erklärte Nina Jamal, Kampagnenleiterin im Bereich Nutztiere der Vier Pfoten. „Wir fordern die Verantwortlichen deshalb dazu auf, gegen diese geplante Änderung zu stimmen – im Sinne der Tiere und nicht der Entenfleisch-Industrie“.

Enten und Gänse werden meistens auf zu engen Raum gehalten. Das führt zu Kämpfen unter den Tieren. Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, werden die Schnäbel der Tiere gekürzt. „Es ist Zeit, fehlerhafte Systeme an Tiere anzupassen und nicht umgekehrt“, meinte Jamal. Das Kernproblem - der große Stress der Tiere - bleibe bestehen. Dagegen helfe nur ausreichend Auslauf und Beschäftigung, Zugang zu Wasser und eine niedrige Besatzdichte.

RDS galt bisher als eines der glaubwürdigsten Daunen-Gütesiegel. Der Standard garantiert, dass die verwendeten Daunen weder durch Lebendrupf gewonnen wurden, noch von Tieren aus Stopfmast stammen. Mit der Zertifizierung von Federn, die von Tieren mit gekürzten Schnäbeln stammen, verliere RDS jedoch seine Glaubwürdigkeit. Empfehlenswert sei das Siegel laut Vier Pfoten dann nicht mehr.

Noch bis heute könne die Öffentlichkeit die geplanten Änderungen auf der RDS-Webseite kommentieren, hieß es von der NGO. Danach werde entschieden, ob Schnabelkupieren zukünftig Teil des Gütesiegels wird. Wer Tierleid mit Sicherheit ausschließen möchte, solle komplett auf Daunen verzichten und Produkte mit alternativen Füllmaterialien kaufen, etwa Polyester, Lyocell oder Viskose. Ebenfalls empfehlenswert seien pflanzliche Alternativen wie Kapok, Baumwolle oder Leinen (Flachsfasern).