Baden-Württemberg gibt wichtige Kulturgüter an Namibia zurück
Windhuk (APA/dpa) - Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) hat eine zur Kolonialzeiten geraubte Peitsche und Bibe...
Windhuk (APA/dpa) - Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) hat eine zur Kolonialzeiten geraubte Peitsche und Bibel an Namibia zurückgegeben. „Wir können Geschichte nicht ungeschehen machen, aber wir stellen uns unserer Verantwortung“, so die Politikerin am Donnerstag in Namibia. Die beiden Gegenstände gehörten Hendrik Witbooi, einem Anführer des Volkes der Nama und namibischen Nationalhelden.
Sie lagerten bisher im Stuttgarter Linden-Museum. Namibias Staatschef Hage Geingob nahm Bibel und Peitsche laut Ministerium in Anwesenheit von rund 3.000 Menschen entgegen, darunter Gründungspräsident Sam Nujoma.
Weite Gebiete des heutigen Namibias waren von 1884 bis 1915 unter der Herrschaft des deutschen Kaiserreichs. Die Kolonialherren schlugen Aufstände der Volksgruppen der Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika brutal nieder. Deutsche Truppen töteten Historikern zufolge etwa 65.000 der 80.000 Herero und mindestens 10.000 der 20.000 Nama. Historiker sehen darin den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts. Bibel und Peitsche wurden wohl 1893 geraubt und gelangten 1902 als Schenkung ins Linden-Museum.
Die Rückgabe der „Kulturgüter von nationaler Bedeutung“ sei ein „besonderer und bewegender, ein historischer Moment“, sagte Bauer. Bibel und Peitsche sollen vom namibischen Staat verwaltet werden, bis Witboois Nachkommen in seinem Heimatort Gibeon ein Museum dafür errichten könnten. Allerdings hatte sich die Vereinigung der Nama-Stammesältesten (NTLA) gegen die Übergabe an die Regierung gewendet. Sie ist der Ansicht, dass die Gegenstände an Witboois Nachfahren zurückzugeben seien.