Pakistan sendet Signal der Entspannung an Indien

Srinagar (APA/Reuters/dpa/AFP) - Nach der jüngsten militärischen Eskalation zwischen Pakistan und Indien will Pakistan nun zu einer Beruhigu...

Srinagar (APA/Reuters/dpa/AFP) - Nach der jüngsten militärischen Eskalation zwischen Pakistan und Indien will Pakistan nun zu einer Beruhigung der Lage beitragen. Premierminister Imran Khan teilte am Donnerstag bei einer Rede im Parlament in Islamabad mit, der festgesetzte indische Pilot solle am Freitag freigelassen werden. Die Freilassung sei eine „Geste des Friedens“.

Zuvor hatte Pakistans Außenminister Shah Mehmood Qureshi dies bereits in Aussicht gestellt. Der Pilot Abhinandan Varthaman war am Mittwoch in pakistanische Gefangenschaft geraten, als beide Länder über der umstrittenen Kaschmir-Region ihre Luftwaffe eingesetzt und Flugzeuge der anderen Seite abgeschossen hatten. Die Spannungen zwischen den verfeindeten Atommächten Indien und Pakistan hatten sich in den vergangenen Tagen zugespitzt.

Qureshi kündigte am Donnerstag des Weiteren an, dass Khan zu einem Telefongespräch mit dem indischen Premierminister Narendra Modi bereit sei. Khan hatte bereits am Mittwoch Indien Gespräche angeboten. Man wolle alles tun, was hilfreich sei, um Frieden wieder herzustellen, sagte Qureshi.

Zudem erwarte er den saudi-arabischen Außenminister mit einer besonderen Botschaft von Kronprinz Mohammed bin Salman zu einem Besuch in Pakistan. Bin Salman hatte in den vergangenen Wochen sowohl Indien als auch Pakistan bereist.

Indiens Premierminister Narendra Modi rief unterdessen in einer martialischen Rede seine Landsleute zur Standhaftigkeit gegen den Erzrivalen Pakistan auf. Am Donnerstag sprach er von einem „Feind, der Indien destabilisieren“ wolle. Seine Regierung um die hindu-nationalistische Partei Bharatiya Janata Party/BJP steht unter Druck, Stärke zu zeigen, weil in wenigen Monaten eine Parlamentswahl ansteht.

In Indien wurde Kritik daran laut, dass Modi trotz der Eskalation im Konflikt mit Pakistan seine geplanten Wahlkampfauftritte wahrnahm und sich nicht an das Volk wandte. Die Führungen von 21 Oppositionsparteien warfen ihm in einer gemeinsamen Erklärung eine „eklatante Politisierung der Opfer unserer Streitkräfte“ vor.

Die Kongresspartei von Oppositionsführer Rahul Gandhi schrieb auf Twitter: „Es ist beschämend, dass unser Hauptsendezeit-Premierminister, während Indien auf die Rückkehr von Oberstleutnant Abhinandan wartet, nicht einmal ein paar Minuten lang aufhören kann, Wahlkampf zu betreiben.“

Pakistans Armeesprecher Asif Ghafoor veröffentlichte auf Twitter ein Foto des offenbar im Gesicht verletzten Oberstleutnants. In einem von der pakistanischen Armee verbreiteten Video erklärte der Oberstleutnant, er werde gut behandelt. Er sei „sehr beeindruckt“ von der pakistanischen Armee. Der Tee, den er bekommen habe, sei zudem „fantastisch“.

Indiens Außenministerium bestellte nach eigenen Angaben den pakistanischen Botschafter ein und beschwerte sich über diese „vulgäre Darstellung“ des Gefangenen, die gegen internationales Recht und die Genfer Konvention verstoße. Indien erwarte seine sofortige, sichere Rückkehr.

Pakistan hatte nach eigenen Angaben am Mittwoch zwei indische Kampfflugzeuge abgeschossen, nachdem Indiens Luftwaffe in der Nacht zum Dienstag zum ersten Mal seit 1971 einen Angriff auf pakistanischem Gebiet geflogen war.

Nach indischer Darstellung hatte die pakistanische Luftwaffe militärische Einrichtungen auf indischem Gebiet angegriffen. Indien habe den Angriff abgewehrt, einen Jet aus Pakistan abgeschossen und dabei einen Abfangjäger verloren.

Am Donnerstag wurden wegen andauernder Zusammenstöße in Kaschmir mehrere hundert Familien aus Grenzdörfern auf der pakistanischen Seite Kaschmirs evakuiert. Die Evakuierungen seien erfolgt, nachdem es in der Nacht von indischer Seite Maschinengewehr- und Artilleriebeschuss gegeben habe, erklärte der lokale Informationsminister, Mushtaq Minhas.

Das Feuergefecht dauerte nach Angaben der indischen Armee gut eine Stunde, war aber weniger heftig als der schwere Artilleriebeschuss einen Tag zuvor. Auch ein pakistanischer Regierungsvertreter sprach von nur kleinen Schusswechseln.

Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen die beiden Länder Kaschmir für sich - sie kontrollieren jeweils einen Teil. Die heutigen Atommächte führten bereits zwei Kriege um das Himalaya-Tal.

Zahlreiche Länder äußerten Besorgnis über die aktuelle Verschärfung des Konflikts. China bot am Donnerstag an, zu vermitteln. Peking sei bemüht, Gespräche zwischen beiden Seiten voranzutreiben, sagte Chinas Außenminister Wang Yi laut einer Mitteilung nach einem „dringenden“ Anruf des pakistanischen Außenministers Qureshi.

Wang Yi drückte demnach tiefe Besorgnis über die Eskalation aus und rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Ähnlich äußerte sich die Außenbeauftragte der Europäischen Union, Federica Mogherini, am Mittwoch.

Auch US-Präsident Donald Trump äußerte sich zu den Spannungen. Er sagte in Hanoi, die USA seien involviert gewesen, die Vorgänge zu stoppen, und es gebe Nachrichten, dass es zu einem Ende komme. Was er genau meinte, blieb unklar.

Die Situation in Kaschmir führte auch zu Störungen im Flugverkehr. Weil der Luftraum über Pakistan gesperrt wurde, kam es zu Stornierungen und Umleitungen des Flugverkehrs in der Region. Die thailändische Fluggesellschaft Thai Airways International strich sogar alle Flüge nach Europa, wodurch tausende Passagiere auf dem Flughafen Bangkok festsaßen.

Die österreichische Botschaft in Thailand setzte sich sofort nach Bekanntwerden der Probleme im Luftverkehr mit Vertretern der Lufthansa-Gruppe und der Thai Airlines in Verbindung, berichtete Sprecherin Maria Holzmann auf Anfrage der APA. Vonseiten der AUA hieß es, dass der Flug von und nach Wien durchgeführt wird, die einheimische Luftlinie kündigte an, dass der Betrieb in Bälde wieder aufgenommen wird. Insgesamt hätten rund zehn Personen Kontakt zur Botschaft aufgenommen und wurden dort mit den aktuellen Infos versorgt.

In Pakistan wurden am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) Inlandsflüge in Pakistan wieder aufgenommen. Flüge in den Mittleren Osten sollten ab Donnerstagabend wieder abheben.

Entzündet hatte sich der jüngste Konflikt an einem Selbstmordanschlag im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs, bei dem Mitte Februar mindestens 40 indische Polizisten getötet wurden. Der indische Luftangriff am Dienstag zielte auf die Jihadistengruppe Jaish-e-Mohammad (JeM), die ihr Rückzugsgebiet in Pakistan hat und sich zu dem Attentat bekannte.

Pakistan und Indien haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 drei Kriege um die Himalaja-Region Kaschmir ausgefochten. Beide Länder beanspruchen ganz Kaschmir für sich, kontrollieren aber jeweils nur Teile der Region. Auch China kontrolliert einen kleinen Teil Kaschmirs.

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