„Soko Gemeinschaftsraum“: Sozialdemokratie-Ende als TV-Krimiparodie
Graz (APA) - Es darf gelacht werden, auch wenn es mitunter verdammt wehtut. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich die neue Produktion des T...
Graz (APA) - Es darf gelacht werden, auch wenn es mitunter verdammt wehtut. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich die neue Produktion des Theater im Bahnhof (TiB), „Soko Gemeinschaftsraum <Der letzte Sozi>“, bringen. Sie hatte am Donnerstag in den Räumen des legendären Grazer Obsthofs Premiere.
Auf ersten Blick ist „Soko Gemeinschaftsraum“ eine gelungene Bühnen-Parodie auf diverse populäre TV-Krimiformate wie die titelgebende Soko-Serie, die Rosenheim Cops oder Tatort. Das TiB-Ensemble unter der Regie von Helmut Köpping, selbst in der Rolle des Kommissar Seidl („Kommissar gibt‘s kan“- Running Gag als Hommage an den seligen TV-Major Kottan), provoziert von Beginn an die Lachmuskeln des Obsthof-füllenden Publikums, wenn sich das vierköpfige Kriminalisten-Team bestehend aus Köpping, Monika Klengel (Kramer), Eva Hofer („Frau Doktor“) und Jacob Banigan (Diplinger) über eine nicht vorhandene Leiche und Kunstblut hermacht.
Die feinen, mit TV-Schablonen und Krimiserien-Klischees jonglierenden Dialoge von Textautor Gregor Stadlober sind gespickt mit versteckten Austro-Pop- und sonstigen Zitaten wie der „Herr Fraunz“ aus Wolfgang Ambros‘ „Blume aus dem Gemeindebau“ oder „Hausmasta, des woar amol wos“ aus dem Hörmusical „Schaffnerlos“ desselbigen. Nicht zufällig ist hier wohl der Bezug zur Welt der einstigen Arbeiterklasse, die wahlverhaltentechnisch in jüngerer Zeit in die Fänge der Rechtspopulisten geraten ist. Das ist das - gar nicht so - unterschwellige Thema des Stücks.
Teile der Handlung spielen sich via Live-Videoeinspielung aus dem Raum hinter der Wand und lediglich imaginär via eines, im Stil einer akustischen Bildbeschreibung gehaltenen, Off-Kommentars ab. Poetisch-traurig wird es, wenn der Spurensicherer Diplinger mit der Pinzette eine unsichtbare Träne (für die Sozialdemokratie?) von der Wand klaubt.
Ein auf dem im Bau befindlichen Murstausee mit einem Ausflugschiff kollidierendes Polizeiboot, dessen Irrfahrt von der Offstimme sukzessive geschildert wird, ist ein gelungener Seitenhieb auf das von der Grazer Stadtregierung gegen vielfache Bedenken durchgeboxte Murkraftwerk in Puntigam zu verstehen.
Die Leistung des Ensembles, neben den bereits Genannten Ed Hauswirth als besagter „Herr Fraunz“ und Elisabeth Holzmeister als verbürgerte Hausverwalterin Unterberger, ist makellos. Der Schlussapplaus der exakt 51 Premierenzuschauer - mehr passen nicht in den Obsthof - fällt dementsprechend heftig und lang aus.
(S E R V I C E - „Soko Gemeinschaftsraum“ von Gregor Stadlober, Regie: Helmut Köpping, Ausstattung: Heike Barnard Mit: Jacob Banigan, Ed Hauswirth, Eva Hofer, Elisabeth Holzmeister, Monika Klengel, Helmut Köpping. Weitere Termine: 6., 16., 21., 22., 23., 28., 30. März sowie 4. und 5. April, jeweils 20.00 Uhr, Treffpunkt Theater im Bahnhof; Spielort: Obsthof Graz; Karten und Infos: www.theater-im-bahnhof.com )