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Abschiebung droht: Seefelder Unternehmer kämpft um Lehrling

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Einem Seefelder Unternehmer ist es unverständlich, dass erfolgreiche und integrierte Lehrlinge abgeschoben werden sollen, während die Handelsbranche händeringend nach Mitarbeitern suche. Er hofft noch auf ein Einlenken der Politik.

Seefeld –Paul Albrecht ist Betreiber von zwei Spar-Märkten in Seefeld. Der langjährige Unternehmer kennt die angespannte Personalsituatio­n in seiner Branche und stellt deshalb auch immer Lehrlinge ein, die in Österreich um Asyl angesucht haben. Nun macht er sich für einen seiner Lehrlinge stark – und dafür, dass die Politik bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen sowie für Asylwerber in Jobs schafft .

„Er ist ein toller Bursch und hat innerhalb kurzer Zeit perfekt Deutsch gelernt“, erzählt Albrecht von einem jungen Mann aus Afghanistan, der in seinem Unternehmen eine Lehre macht. Nicht nur in der Feinkost, auch an der Kasse könne er den talentierten jungen Mann einsetzen, lobt Albrecht. Doch diese Woche musste der Afghane nach Wien fahren, seine Personalien wurden aufgenommen. Eine Abschiebung könnte nun jederzeit, „von heute auf morgen“, stattfinden, erklärt der Seefelder Unternehmer: „Das ist eine große Unsicherheit. Da tut mir das Herz weh.“

Für Albrecht ist es unverständlich, dass erfolgreiche Lehrlinge abgeschoben werden sollen, während die Handelsbranche händeringend nach Mitarbeitern suche. „Wir brauchen und suchen Leute und finden keine, und gleichzeitig werden jene, die arbeiten und niemandem auf der Tasche liegen, weggeschickt“, schüttelt der Seefelder den Kopf. Nicht nur, dass die Asylwerber in Arbeitsverhältnissen keinen Euro vom Staat brauchen würden, sie zahlen auch Sozialabgaben und somit in die Staatskassa ein. Albrecht: „Dabei fehlt es an Mitarbeitern, Supermärkte und Gastronomiebetrie müssen teilweise Abteilungen schließen oder können nur begrenzt bedienen. Das ist ein Wahnsinn für die Wirtschaft.“ Gemeinsam mit einem Anwalt der Wirtschaftskammer versuchte Paul Albrecht, für seinen Angestellten einen Aufschub der drohenden Abschiebung zu – erfolglos.

Nun hofft er noch auf ein Einlenken der Politik. Und langfristig auf eine Gesetzesänderung. Der Tiroler unterstützt das von Oberösterreichs Integrationslandesrat Rudolf Anschober (Grüne) beworbene 3+2-Modell, das in Deutschland gilt: Demnach dürfen Asylwerber nach der dreijährigen Lehre noch zwei Jahren bleiben und arbeiten. Das würde die Personalsituation im Handel und der Gastronomie entspannen, ist Albrecht überzeugt.

Eine Initiative österreichischer Wirtschaftstreibender mit KTM, Energie AG, Hofer sowie Egger GmBH macht sich indes dafür stark, dass arbeitslose Asylberechtigte eine Lehre absolvieren. (ritz)