Deutscher Arbeitsmarkt unbeeindruckt von Konjunkturschwäche

Nürnberg (APA/Reuters) - Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich im Februar trotz Konjunkturschwäche besser entwickelt als für die Jahresze...

Nürnberg (APA/Reuters) - Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich im Februar trotz Konjunkturschwäche besser entwickelt als für die Jahreszeit üblich. Die Arbeitslosenzahl ging um 33.000 auf 2,373 Millionen zurück, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag mitteilte. Sie fiel damit auf den geringsten Februar-Wert seit der Wiedervereinigung.

BA-Chef Detlef Scheele zeigte sich zuversichtlich, dass sich Beschäftigungsaufbau und Rückgang der Arbeitslosigkeit heuer fortsetzen: „Wir sind optimistisch, das kann man sagen.“ Erste Beschäftigungsrückgänge in der Zeitarbeit seien kein Signal der Konjunkturschwäche. Die Arbeitgeber sehen im Fachkräftemangel eine Wachstumsbremse.

„Der Arbeitsmarkt ist weiter robust gegenüber den konjunkturellen Abschwächungen“, sagte Scheele in Nürnberg. Er sprach von einer Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarktgeschehen. In Branchen wie den sozial-pflegerischen Berufen wachse die Beschäftigung unabhängig von der Konjunktur. „Und Arbeitgeber halten in Zeiten geringerer Auftragslage jetzt Fachkräfte, weil sie ahnen, dass es schwierig ist, welche zurückzubekommen“, so der BA-Chef. „Das führt zu dieser etwas stabileren Lage bei Konjunkturproblemen.“

Allein in der Leiharbeit und in der Finanzbranche macht die BA Beschäftigungsrückgänge aus. In der Leiharbeit zeigen sich Auswirkungen der Konjunktur auf Jobs häufig als erstes, weil sich Firmen von Zeitarbeitern rasch trennen können. Der Rückgang sei aber nicht konjunkturell bedingt, sagte Scheele. Es gebe viele offenen Stellen, so dass viele Leiharbeiter übernommen würden in unbefristete Jobs. Zudem wirke sich die stärkere Regulierung der Zeitarbeit aus, die womöglich Beschäftigungseinbußen zur Folge habe.

Die BA verzeichnete die geringste Arbeitslosenzahl in einem Februar seit der Wiedervereinigung. Sie registrierte 173.000 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Jänner stabil bei 5,3 Prozent. Bereinigt um jahreszeitliche Einflüsse errechnete die BA einen Rückgang um 21.000 Erwerbslose. Volkswirte hatten eine bereinigte Abnahme um nur 5.000 erwartet. Im Europa-Vergleich herrscht in Deutschland nach Tschechien die geringste Arbeitslosigkeit.

Erwerbstätigkeit und Beschäftigung legen bundesweit weiter zu. Im Jänner waren in Deutschland laut Statistikamt 44,79 Millionen Menschen erwerbstätig und damit 477.000 mehr als vor einem Jahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg nach Berechnungen der BA im Jahresvergleich um 708.000 auf 33,32 Millionen Menschen im Dezember. Im Februar waren 784.000 offene Stellen bei der BA gemeldet.

Die Bundesvereinigung der Arbeitgeber nannte die hohe Zahl offener Stellen ein Alarmsignal. „Der Fachkräftemangel entwickelt sich zu einer Wachstumsbremse“, erklärte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter. Scheele verwies darauf, dass es keinen Königsweg gegen Fachkräftemangel gebe. Zur Einschätzung der BDA, eine Ursache sei die Rente mit 63, da dadurch in den vergangenen zwei Jahren eine Viertelmillion Fachkräfte vorzeitig in den Ruhestand gegangen sei, meinte der BA-Chef: „Ich werd‘ bald 63 und ich arbeite weiter.“