Seefeld 2019

Chaos-WM-Springen: Kubacki von Platz 27 zu Gold, Kraft rettet Bronze

Weltmeister Dawid Kubacki wurde von seinen polnischen Teamkollegen gleich gebührend gefeiert.
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Dichter Schneefall machte einen fairen Wettbewerb von der Normalschanze in Seefeld unmöglich. Am Ende jubelten drei Skispringer, die zu Beginn des Bewerbs zu den Favoriten zählten.

Seefeld - Chaos-WM-Springen in Seefeld: Im dichten Schneetreiben und bei wechselnden Windbedingungen kürte sich Dawid Kubacki zum Weltmeister. Der Pole sprang in der Entscheidung mit einem 104,5-m-Satz von Rang 27 (!) zu Gold. Dahinter jubelten sein Landsmann Kamil Stoch und ÖSV-Adler Stefan Kraft über die weiteren Medaillen. Dem Tiroler Philipp Aschenwald fehlten als Viertem 0,3 Punkte auf Bronze.

Der Halbzeitführende Ryoyu Kobayashi aus Japan, der die Skisprung-Saison in diesem Winter dominiert hatte, war aufgrund von Nass-Schnee in der Anlaufspur chancenlos und fiel in der Entscheidung auf Rang 14 zurück.

"Ich habe nie im Leben damit gerechnet, dass es nach dem ersten Durchgang noch zu einer Medaille reicht, zu Gold schon gar nicht", sagte Kubacki beim Sieger-Interview. Der 28-Jährige, der heuer in Predazzo seinen ersten Weltcupsieg gefeiert hatte, gestand aber auch: "Das war heute kein fairer Wettkampf, auch wenn alle Springer insgesamt ähnliche Verhältnisse hatten."

"Grausig zum Anschauen, grausig zum Springen"

Kraft blies ins gleiche Rohr. "So etwas habe ich noch nie erlebt. Grausig zum Anschauen, grausig zum Springen - das war heute wenig sinnvoll", rätselte auch der Salzburger darüber, warum der Bewerb mit aller Gewalt durchgedrückt wurde. "Beim Anfahren ist es in der Spur immer langsamer geworden", berichtete der Weltmeister von 2017.

Nach einer schwierigen Saison kam beim 25-Jährigen dann aber doch Freude auf: "Als ich erfahren habe, dass ich Dritter bin, sind mir fast die Tränen gekommen. Was vom Sommer bis hier her alles passiert ist - und jetzt stehe ich mit zwei WM-Medaillen da. Unglaublich!"

Die Medaillengewinner: Kamil Stoch und Stefan Kraft nahmen Dawid Kubacki in die Mitte.
© APA

Der Zillertaler Aschenwald weinte der vergebenen Medaillenchance gar nicht lange nach. "Ich habe noch einen guten zweiten Sprung gezeigt, deshalb bin ich zufrieden. Von fair war dieser Wettkampf weit entfernt", zog der 23-Jährige Bilanz.

ÖSV-Cheftrainer sah den Wettkampf von der pragmatischen Seite: "Wenn das Startsignal kommt, musst du springen. Wenn du Pech hast, hast du Pech, Wenn du Glück hast, hast du Glück. So ist das nun einmal."

"Hyperselektive Bedingungen" und anfälliges Regelsystem

FIS Renndirektor Walter Hofer sprach von hyperselektiven Bedingungen. "Ich kann mir vorstellen, dass die Jury permanent am Diskutieren war. Es ist unglaublich schwierig, und du weißt immer erst danach, ob es gut war oder nicht." Die besondere Problematik sei gewesen, dass man nicht gewusst habe, wie sich die Bedingungen entwickeln werden. "Letztendlich müssen wir dafür gerade stehen, was zum Schluss rauskommt."

Anlaufverlängerungen in der Schlussphase seien keine Option gewesen. Ein positiver Aspekt sei, dass man wenigstens zwei Durchgänge durchgebracht habe, die zu keinem Sensationspodium geführt hätten. "Zum Schluss stehen doch drei Athleten oben, die man nicht als Zufallssieger bezeichnen kann."

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel atmete nach dem irregulären Bewerb tief durch. "Wir haben Glück gehabt. Wir haben eine Bronzene in der Lotterie gewonnen und darüber freuen wir uns. Es war ein verrücktes Springen und für mich nicht regulär", sagte er. Die Wind- und Gatekompensation sei bei diesem Wetter an ihre Grenzen gestoßen. "Da sieht man, wie anfällig dieses Regelsystem ist, es lässt sich bei gewissen Bedingungen gar nicht mehr einstellen. Die Gateregel stimmt nicht, aber nachdem es zu unseren Gunsten den Ausschlag gemacht hat, akzeptieren wir sie heute." Mit längerem Zuwarten hätte man den dichtesten Schneefall übertauchen können, das schnelle Durchziehen nur für das Fernsehen sei nicht richtig gewesen.

Beim abschließenden Bewerb am Samstag (16.00 Uhr/live TT.com-Ticker) gehen im Mixed-Teambewerb neben den beiden Damen Daniela Iraschko-Stolz und Eva Pinkelnig von den ÖSV-Herren Kraft und Aschenwald an den Start. Das gab Felder unmittelbar nach dem Bewerb am Freitagabend bekannt. (TT.com, APA)