Elevate Festival - Nnimmo Bassey: Optimist in hoffnungsloser Welt
Graz (APA) - Nnimmo Bassey ist eine eindrucksvolle Erscheinung. Der baumlange Nigerianer mit dem freundlichen Gesicht sieht wesentlich jünge...
Graz (APA) - Nnimmo Bassey ist eine eindrucksvolle Erscheinung. Der baumlange Nigerianer mit dem freundlichen Gesicht sieht wesentlich jünger aus, als seine 60 Jahre vermuten ließen. Die APA traf den vielfach ausgezeichneten Klima-Aktivisten am Rande des Elevate Festivals in Graz zum Interview. „Es mag zu spät sein, aber es ist besser zu spät aufzuwachen, als gar nicht“, sagte er.
Damit ist er sich mit anderen renommierten Umwelt- und Gesellschaftsaktivisten einig darüber, dass die zwölfte Stunde der Unvermeidbarkeit eines weltweiten, ökologisch-zivilisatorischen Zusammenbruchs bereits erreicht sein dürfte. „Ich bin Optimist“, sagte er. „Ich glaube an die Widerstandskraft und Regenerationsfähigkeit. Wir können nicht weitermachen und so tun, als gäbe es keine Krise.“ Der Planet als solcher müsse erhalten bleiben. „Wir (Menschen, Anm.) sind zwar vielleicht nicht in der Lage uns anzupassen, aber auch die Erde hat ihre Rechte“, brachte er seine Überzeugung auf einen Nenner.
Was also bleibt zu tun? „Eine Globalisierung der Menschen, nicht jene der Konzerne und der damit verbundenen Politik“, meinte Bassey. Und: „Wir müssen alle zurückschalten. Die notwendigen Schritte wie beispielsweise der sofortige Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energie würde an keinem Menschen auf der Welt ohne Verzicht vorübergehen. Wir werden eben mit weniger Ressourcen auskommen müssen.“
Die Bewältigung der sozio-ökonomischen Krise ist für Bassey ebenso wichtig wie der Kampf gegen den Klimawandel. Die Menschen in seinem Heimatland Nigeria etwa müssten wegen großflächiger Zerstörung der Umwelt durch genmanipulierte Landwirtschaft und Ölindustrie zum Teil unter „schrecklichen Bedingungen“ leben. Dieser Form des „Ecocide“ (in etwa: Umwelt-Völkermord, Anm.) müsse Einhalt geboten werden. Es gelte kurz gesagt einen weltweiten Systemwandel zu erreichen. „Wir müssen gemeinsam handeln“, betonte er immer wieder.
Unter seinen vielen Tätigkeiten als Aktivist ist Nnimmo Bassey seit einigen Jahren Jurymitglied der „Right Livelihood Awards“, die kommendes Jahr ihr 40. Bestandsjubiläum feiern. Er selbst ist Träger des oft auch als Alternativer Nobelpreis bezeichneten Preises. Außerdem ist er Herausgeber des „Eco-Instigator“, der Zeitschrift der in Nigeria beheimateten Stiftung „Health of Mother Earth“. Der ehemalige Vorsitzende des internationalen Umweltschutzbundes „Friends of the Earth“, dem unter anderem die österreichische Organisation Global 2000 angehört, ist bereits zum zweiten Mal Gastredner beim Elevate Festival in der steirischen Landeshauptstadt.
Dass er auch musikalisches Talent besitzt, bewies Bassey bei der Festival-Eröffnung am Mittwoch. Dort gab er die legendäre Widerstandshymne von Bob Marley aus dem Jahr 1980, den „Redemption Song“, zum Besten.
(Das Gespräch führte Andreas Stangl/APA)