Trump fühlt sich zu Warmbier missverstanden - Kim aus Hanoi abgereist

Washington/Hanoi (APA/AFP/dpa) - US-Präsident Donald Trump sieht sich wegen seiner Äußerungen zum Fall des nach nordkoreanischer Haft gestor...

Washington/Hanoi (APA/AFP/dpa) - US-Präsident Donald Trump sieht sich wegen seiner Äußerungen zum Fall des nach nordkoreanischer Haft gestorbenen Studenten Otto Warmbier zu Unrecht angegriffen. Er sei „missverstanden“ worden, schrieb Trump am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Selbstverständlich mache er Nordkorea für den Tod des 22-Jährigen verantwortlich.

Kim Jong-un erwähnte Trump aber nicht. Der nordkoreanische Machthaber begann am Samstag seine 4.000 Kilometer lange Rückreise im Panzerzug aus Vietnam in sein Heimatland.

Trump hatte Kim am Donnerstag nach dem Ende ihres Gipfeltreffens in Hanoi in Schutz genommen und damit für Empörung gesorgt. Der US-Präsident hatte nach eigenen Angaben mit Kim über den in Nordkorea mutmaßlich schwer gefolterten US-Studenten gesprochen. Kim „sagt mir, dass er nichts darüber wusste, und ich nehme ihn beim Wort“, erklärte der US-Präsident.

Vertreter der Demokraten und die Eltern Warmbiers kritisierten Trumps Parteinahme für Kim scharf. Mit seinem Tweet vom Freitag versuchte Trump nun offenbar die Wogen zu glätten. „Natürlich mache ich Nordkorea verantwortlich für Ottos Misshandlung und seinen Tod“, schrieb er, ohne dabei auf die Rolle Kims einzugehen.

Warmbier sei aber „nicht umsonst“ gestorben, erklärte Trump. „Otto und seine Familie sind ein unglaubliches Symbol für starke Leidenschaft und Stärke geworden, das für viele Jahre bleiben wird.“

Warmbier war während einer Nordkorea-Reise Anfang 2016 wegen des angeblichen Diebstahls eines Propaganda-Posters zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. In nordkoreanischer Haft fiel er unter ungeklärten Umständen ins Koma und wurde schließlich von Nordkorea freigelassen. Wenige Tage nach seinem Rücktransport in die USA im Juni 2017 starb Warmbier.

Ein US-Gericht kam zu dem Schluss, dass der 22-Jährige in Nordkorea gefoltert wurde. Pjöngjang hatte dagegen jegliche Misshandlung Warmbiers bestritten. Bis zum Beginn der Gespräche über eine Denuklearisierung Nordkoreas hatte Trump die Führung in Pjöngjang in dem Fall scharf angegriffen.

Das zweite Gipfeltreffen von Trump und Kim in Hanoi war am Donnerstag ohne Ergebnis abgebrochen worden. Es gab keine Einigung bei der Frage der Sanktionen gegen Nordkorea und der atomaren Abrüstung Nordkoreas. Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA schrieb am Freitag dennoch von einem „konstruktiven und ehrlichen Austausch“ zwischen den beiden Staatschefs. Das Treffen sei „erfolgreich“ gewesen und Kim habe Trump ein weiteres Treffen zugesagt.

Kim war nach seinem Gipfel mit Trump am Mittwoch und Donnerstag noch in Hanoi geblieben, wo er Gespräche mit Staatspräsident Ngyuen Phu Trong führte. Am letzten Tag seines Aufenthalts legte er noch Kränze an einem Kriegerdenkmal und einem Mausoleum nieder, wo die einbalsamierte Leiche des kommunistischen Revolutionsführers Ho Chi Minh (1890-1969) liegt.

Am Samstag brach er im olivgrünen Panzerzug wieder in Richtung Heimat auf. Vom nordvietnamesischen Bahnhof Dong Dang sollte die 4.000 Kilometer lange Reise über China nach Pjöngjang führen. Kim war der erste nordkoreanische Machthaber seit mehr als fünf Jahrzehnten, der Vietnam besuchte - wie Nordkorea ein von einer kommunistischen Partei beherrschter Einparteienstaat.

Auch wenn es beim Kim-Trump-Gipfel in Hanoi keinen Durchbruch gab, ist der US-Präsident weiter um eine Verbesserung der Beziehungen zu Nordkorea bemüht. Ein US-Regierungsverantwortlicher, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag, die gemeinsamen Militärmanöver von USA und Südkorea würden „unterbrochen“.

In Südkorea hieß es dazu aus Regierungskreisen, die Übungen würden mit weniger Soldaten abgehalten. Beide Seiten würden dazu in den kommenden Tagen eine gemeinsame Erklärung veröffentlichen.

Der US-Sender NBC News hatte unter Berufung auf zwei Pentagon-Mitarbeiter berichtet, die jährliche Militärübung „Foal Eagle“, die in der Regel im Frühling stattfindet, falle dieses Jahr aus. Im vergangenen April hatten an dem Großmanöver nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Seoul rund 11.500 US-Soldaten und 290.000 südkoreanische Soldaten teilgenommen.