„Gelbwesten“ demonstrieren den 16. Samstag in Folge in Frankreich

Paris (APA/AFP/dpa) - Beim 16. Protesttag der „Gelbwesten“ sind am Samstag deutlich weniger Menschen in Frankreich auf die Straße gegangen a...

Paris (APA/AFP/dpa) - Beim 16. Protesttag der „Gelbwesten“ sind am Samstag deutlich weniger Menschen in Frankreich auf die Straße gegangen als in den vorigen Wochen. Offiziellen Schätzungen zufolge beteiligten sich bis zum Abend landesweit etwa 39.300 Menschen an den Protesten, wie das Innenministerium in Paris mitteilte. Eine Woche zuvor hatten 46.600 demonstriert.

In Paris versammelten sich am Vormittag hunderte Menschen am Triumphbogen, um auf einem zwölf Kilometer langen Marsch durch die Stadt gegen die Politik der Regierung von Präsident Emmanuel Macron zu protestieren. Nach Polizeiangaben wurden bis zum späten Nachmittag 17 Menschen in der Hauptstadt festgenommen. Gegen 18 Uhr löste sich die Demonstration auf.

Weitere Protestaktionen gab es unter anderem in Straßburg, Lyon und Bordeaux. In Toulouse, einer der Hochburgen der „Gelbwesten“, sowie in Nantes kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und den Ordnungskräften. Im Norden hatten die Organisatoren „Gelbwesten“ aus der Region und den Nachbarländern Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland dazu aufgerufen, in Lille zusammenzukommen. „Der Kampf ist international“, hieß es in einem auf Englisch und Deutsch übersetzten Demonstrationsaufruf bei Facebook.

Die Zahl der protestierenden „Gelbwesten“ hatte sich in den vergangenen Wochen kontinuierlich reduziert. Vorige Woche drehte sich dieser Trend noch einmal, das Innenministerium zählte landesweit rund 46.000 Teilnehmer. An den größten „Gelbwesten“-Protesten vor drei Monaten hatten mehr als 280.000 Demonstranten teilgenommen.

Der März gilt als Schlüsselmonat für die Bewegung, die seit November jede Woche auf die Straße geht. Die „Gelbwesten“ setzen ihre Hoffnung insbesondere auf den 16. März. Am Tag zuvor endet die von Präsident Macron als Reaktion auf die Proteste eingeleitete „große Debatte“ in Frankreich. Im Zuge des zweimonatigen Bürgerdialogs gab es landesweit 10.000 Treffen und mehr als eine Million Beiträge im Internet.

Die „Gelbwesten“ bezeichnen die Regierungsaktion als „Maskerade“ und „Kommunikationskampagne“. Deswegen werde der 16. März „sehr groß“ werden, sagte der 55-jährige Demonstrant Raymond am Samstag in Paris. Alexandre Chantry sagte bei den Protesten in Lille: „Das Ende der großen Debatte wird das Ende des großen Täuschungsmanövers sein, wir werden weiter kämpfen, denn diese Bewegung wird das Gesicht von Macrons Amtszeit und das Frankreichs bleibend verändern.“ Die Sozialbewegung, die sich als Protest gegen mittlerweile wieder zurückgenommene Benzinpreiserhöhungen formiert hatte, fordert den Rücktritt von Präsident Macron und eine Abkehr von seinem Reformkurs.

In jüngster Zeit war der Rückhalt der „Gelbwesten“ in der Bevölkerung deutlich geschwunden. Das Ansehen der Protestbewegung hat durch gewalttätige Ausschreitungen und antisemitische Vorfälle Schaden genommen. Einer am Montag veröffentlichten Umfrage zufolge sind die Beliebtheitswerte von Präsident Macron erstmals seit Beginn der Protestbewegung wieder gestiegen. 32 Prozent der Franzosen bezeichneten Macron in der Erhebung des Instituts Odaxa als guten Präsidenten, während es im Dezember nur 27 Prozent gewesen waren. 55 Prozent der Befragten sprachen sich für ein Ende der Protestbewegung aus.