Orters Plädoyer an Landecks Schuljugend
„Achtet auf die Demokratie und auf unser pluralistisches Europa. Wenn man nicht aufpasst und ständig daran arbeitet, können sehr schnell Kon...
„Achtet auf die Demokratie und auf unser pluralistisches Europa. Wenn man nicht aufpasst und ständig daran arbeitet, können sehr schnell Konflikte entstehen, die viel Elend bringen. Aus Freunden werden unerbittliche Feinde und am Ende verlieren alle." — Diese eindringliche Botschaft hob der langjährige Kriegsreporter Friedrich Orter, der seinen Job aber lieber als „Friedensberichterstatter" bezeichnet, kürzlich an den Landecker Wirtschaftsschulen HAK, HAS und HLW hervor.
Die 3. Klasse der Medien-HAK hatte Orters beeindruckenden Vortrag live in alle Klassen übertragen. Der inzwischen pensionierte Journalist, der als Sonderberichterstatter weltweit in Krisenregionen im Einsatz war, erzählte u. a. über den Umsturz in Rumänien 1989, über die Balkankriege ab 1991 sowie über Kriege und Krisen im Nahen und Mittleren Osten — in Afghanistan, im Irak und zuletzt vom Syrienkrieg. Zudem war er in Katastrophengebieten tätig, etwa bei den Überschwemmungen in Pakistan oder bei Erdbebenkatastrophen.
Es waren auch berührende Einblicke in die Kriegsschauplätze, wie in Bagdad und beim Massaker in Srebrenica in Bosnien. „Die Gefährlichkeit solcher Einsätze darf nie unterschätzt werden", so Orter. Viele seiner Kollegen würden Probleme haben, ihre Erfahrungen und Bilder zu verarbeiten. „Sie leiden an posttraumatischen Belastungsstörungen."
Man müsse sich immer bewusst sein, dass man auch seine Gesprächspartner, Dolmetscher und Informanten in Gefahr bringen kann.
Gegenüber den jugendlichen Zuhörern wies Orter wiederholt auf die Wichtigkeit von guter, authentischer Information im Gegensatz zu „Fake News" hin. Damit eng verbunden seien die Werte der Demokratie. Der Einsatz für unabhängige Berichterstattung sei ihm immer wichtig gewesen. „Den Medien als Kontrollinstanz im Staat kommt eine verantwortungsvolle Aufgabe zu, die nur von gut ausgebildeten und professionellen Journalisten wahrgenommen werden sollte", sagte der erfahrene Korrespondent.
An einer Manipulation der Fakten, der öffentlichen Meinung und an einer Lenkung der Meinungsbildung werde „immer und überall gearbeitet, nicht nur in Konfliktgebieten". Als Beispiele nannte er Manipulationsversuche bei den amerikanischen Wahlen oder der Brexit-Abstimmung über das Internet. (TT, hwe)