Danziger wählen Nachfolger für ermordeten Bürgermeister
Etwa eineinhalb Monate nach dem Mord an Adamowicz wählen die Danziger am Sonntag ein neues Stadtoberhaupt.
Danzig – Etwa eineinhalb Monate nach dem Mord an Danzigs Bürgermeister Pawel Adamowicz hat in der nordpolnischen Stadt die Wahl seines Nachfolgers begonnen. Als klare Favoritin der Sonntagswahl galt Aleksandra Dulkiewicz, bisherige Stellvertreterin des beliebten parteilosen Politikers. Das amtliche Wahlergebnis sollte es nach Angaben der Wahlkommission am Montag geben.
Adamowicz, mehr als 20 Jahre Danziger Bürgermeister, war Mitte Jänner während einer Spendenveranstaltung niedergestochen worden und an seinen schweren Verletzungen gestorben. Das Messerattentat auf den 53-Jährigen hatte Polen in Schock und Trauer versetzt und auch eine politische Debatte über Hassreden ausgelöst.
Kritiker meinten, der heftige Streit zwischen der Opposition und der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS könne zur Eskalation der Gewalt beigetragen haben. Dem regierungsnahen öffentlich-rechtlichen Sender TVP wurde vorgeworfen, Stimmung gegen Adamowicz gemacht zu haben, der liberale Ansichten vertrat.
Für die neue Wahl stellte die PiS nun keinen eigenen Kandidaten. Grund sei Adamowiczs eindeutiger Sieg der letzten Abstimmung, sagte PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski. Erst im Oktober 2018 wurde Adamowicz mit absoluter Mehrheit als Bürgermeister wiedergewählt. Dulkiewicz, die nach seinem Tod die Interimsnachfolge übernahm, wird unter anderem von Polens Ex-Regierungschef und EU-Ratspräsident Donald Tusk unterstützt. Außerdem kandidierten der Unternehmer Marek Skiba und der Publizist Grzegorz Braun, die eher rechte Kreise vertreten.
Unterdessen laufen gegen Adamowiczs Angreifer weiter Mord-Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft lässt unter anderem seine Zurechnungsfähigkeit prüfen. Inoffiziellen Berichten zufolge war der vorbestrafte Mann psychisch krank. Als Motiv wurde Rache vermutet. Der Attentäter soll Adamowiczs ehemaliger Partei PO die Schuld an seiner Haftstrafe wegen eines Banküberfalls gegeben haben. (dpa)