Kurz bei Trump - Neue ATV-Umfrage: Mehr Minuten, weniger „PR-Aktion“

Wien/Washington (APA) - Nach Kritik an der Fragestellung hat der Fernsehsender ATV die Umfrage zum Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (...

Wien/Washington (APA) - Nach Kritik an der Fragestellung hat der Fernsehsender ATV die Umfrage zum Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei US-Präsident Donald Trump in abgeänderter Form wiederholt. Das Ergebnis: 46 Prozent der Befragten sehen den Besuch als „PR-Aktion“, wenn die Gesamtdauer des Treffens mit 66 Minuten angegeben wird. Bei der ursprünglichen „15-Minuten“-Frage waren es 57 Prozent gewesen.

Die neue Umfrage wird am Sonntagabend in der ATV-Sendung „ATV Aktuell: Die Woche“ präsentiert, eine Woche nach der ersten. Demnach sehen 46 Prozent der Befragten das Treffen mit Trump als „PR-Aktion“, während 39 Prozent meinen, man könne dabei „das eine oder andere wichtige Thema ansprechen“. Bei der ersten Umfrage, in der die Dauer des Treffens mit 15 Minuten angegeben worden war, hatten 57 Prozent der ersten Aussage zugestimmt und 31 Prozent der zweiten.

Die neue Fragestellung habe „die Ausprägung verändert, aber nicht die Tendenz“, sagte Meinungsforscher Peter Hajek gegenüber der APA. Somit bleibe die Interpretation „unverändert“, wonach die Österreicherinnen und Österreicher die Auslandsreise des Kanzlers zum US-Präsidenten befürworten, sie aber pragmatisch sehen: „Es geht um Beziehungspflege und politische Statements. Weltbewegendes wird nicht beschlossen.“ Hajek betonte in Richtung Bundeskanzleramt, dass sein Institut unabhängig sei „und weder bei Fragestellungen noch bei deren Interpretation eine politische Agenda“ habe.

Die neue Umfrage scheint zu belegen, dass die Anzahl der genannten Minuten die Antworten beeinflusst. „Die Zeitangabe hat eine signifikante Auswirkung“, sagte Hajek. Die Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Umfrage lägen nämlich außerhalb der statistischen Schwankungsbreite von 4,4 Prozent.

Die Veränderung sei aber nicht so stark gewesen, dass sich das Ergebnis gedreht habe, unterstrich der Meinungsforscher. Die beiden neuen Werte (46 bzw. 39 Prozent) seien nämlich so weit auseinander, dass die Überlappung mit einem Prozentpunkt „sehr gering“ sei. Die „Irrtumswahrscheinlichkeit“ (also eine theoretisch mögliche knappe relative Mehrheit von 43 zu 42 Prozent „gegen“ die Aussage „PR-Aktion“) gab Hajek mit zwölf Prozent an. Zugleich betonte er: „Wir hätten die Ergebnisse auch veröffentlicht, wenn sich das Ergebnis gedreht hätte.“

Nur mutmaßen kann man, welchen Effekt die unterschiedlichen Befragungszeitpunkte auf das Ergebnis gehabt haben. Die erste Umfrage wurde nämlich zum Teil vor dem Treffen durchgeführt. Die zweite Umfrage fand mehrere Tage nach dem Treffen statt; so mancher Befragter konnte sich aufgrund der Medienberichterstattung also schon ein Bild davon machen, ob es sich um eine PR-Aktion gehandelt hat oder nicht. So war zu diesem Zeitpunkt klar, dass es bei dem Treffen - wie erwartet - keine greifbaren Ergebnisse gegeben hat. Andererseits betonten beide Seiten, wie bedeutend der Meinungsaustausch gewesen sei.

Bei der ersten Erhebung wurde die Dauer des Gesprächs zwischen dem Kanzler und dem US-Präsidenten mit 15 Minuten angegeben. Den Befragten wurden zwei Aussagen zur Auswahl vorgelegt: „Zwar gehören Staatsbesuche zu den Aufgaben eines Bundeskanzlers, aber 15 Minuten sind zu wenig, um wichtige Themen anzusprechen. Das ist nur eine PR-Aktion von Sebastian Kurz“ sowie „Staatsbesuche gehören einfach zu den Aufgaben des Bundeskanzlers. Auch wenn die Unterredung nur 15 Minuten dauert, kann man das eine oder andere wichtige Thema ansprechen“. Der ersten Aussage stimmten 57 Prozent der Befragten zu, der zweiten 31 Prozent.

Nachdem das Bundeskanzleramt ins Treffen geführt hatte, dass das Gespräch von Kurz und Trump länger als 15 Minuten gedauert habe, entschloss sich Hajek zur Wiederholung der Umfrage. Die beiden Aussagen blieben bis auf die Minutenangaben (66 statt 15) unverändert. In der Einleitung zur aktualisierten Frage fanden sich zudem (die einer objektiven Überprüfung nicht zugänglichen) Zeitangaben von 30 Minuten für das Vier-Augen-Gespräch Trump/Kurz und 36 Minuten für das Delegationsgespräch. Das Ergebnis: 46 Prozent sehen den Besuch als PR-Aktion, 39 Prozent meinten, man könne „das eine oder andere wichtige Thema ansprechen“.

Hajek verwahrte sich im APA-Gespräch auch gegen den Vorwurf, die ursprüngliche Fragestellung sei suggestiv gewesen. Die Frage sei gewählt worden, weil in der Berichterstattung vor dem Besuch „permanent von 15 Minuten die Rede war“, betonte Hajek. Deshalb habe man sich dazu entschlossen, das konkret abzutesten und die Österreicher zu fragen: „Reicht das aus?“

Beide Umfragen wurden von Hajeks Institut unter 500 repräsentativ ausgewählten Österreichern ab 16 Jahren durchgeführt, jeweils von Montag bis Freitag der Vorwoche bzw. dieser Woche. Das Treffen von Trump und Kurz fand am Mittwochabend (MEZ) der Vorwoche statt.