„Happiness Machine“ machte glücklich: Das Klangforum im Konzerthaus

Wien (APA) - Das Klangforum Wien ist Garant für außergewöhnliche Projekte: Wenige Tage nachdem man im Museumsquartier zum letzten Mal in Wie...

Wien (APA) - Das Klangforum Wien ist Garant für außergewöhnliche Projekte: Wenige Tage nachdem man im Museumsquartier zum letzten Mal in Wien beim „Symposion“ achteinhalb Stunden lang Neue Musik samt sechsgängigem Gastmahl genießen konnte, lud das Ensemble zu „drei Stunden Glück mit dem Klangforum Wien“ in den Großen Saal des Wiener Konzerthauses. Tatsächlich machte die „Happiness Machine“ rundum glücklich.

Das Glück dauerte zwar nur zweieinhalb Stunden, und ausgerechnet die titelgebende Glücksmaschine erwies sich als von Ana Nedeljkovic in einen Knetplastik-Animationsfilm umgesetzte Dystopie, bei der hemmungsloses Profitstreben die schönste Idee zugrunde richtet - ansonsten darf das am 8. Februar beim Festival Eclat in Stuttgart uraufgeführte ambitionierte Projekt, das gestern Österreich-Premiere feierte, als rundum geglückt angesehen werden. Die von Jacqueline Kornmüller inszenierte „cineastische Performance aus Animationsfilmen, Kompositionen und Testimonials“ bewies eindrucksvoll, dass weltanschauliches Engagement und künstlerische Exzellenz Hand in Hand gehen können.

Zehn Filmkünstlerinnen und zehn Komponistinnen aus elf europäischen Staaten waren zu einer künstlerischen Auseinandersetzung mit Christian Felbers Wirtschaftsmodell einer auf Kooperation, Solidarität und Teilen beruhenden Gemeinwohl-Ökonomie eingeladen worden. Das wirkte nur im Eingangs-Statement von Matthias Meinharter, der Trockeneis zum Hüpfen und Klingen brachte, etwas belehrend. Ansonsten konnte man sich bei den zwischen die einzelnen Filme platzierten Wortmeldungen von Klangforums-Mitgliedern dem Urteil der „Stuttgarter Zeitung“ („Manches Statement wirkt ein bisschen arg predigthaft.“) gar nicht anschließen.

Ob Klangforum-Intendant Sven Hartberger laut überlegte, ob ein Tokio-Trip des Ensembles für 30 Minuten Musik nicht eigentlich „kriminell“ sei („Es gibt auch in Japan sehr gute Musiker“) oder verschiedene Musiker sich öffentlich Gedanken über den Zustand der Welt oder Realität und Praxis des im Klangforum gelebten Zusammenarbeits-Modells machten - stets war dies substanziell und keineswegs aufdringlich. Und man ist keineswegs einig: Kunst hat nichts mit Politik zu tun, befindet der eine, „Kunst ist für mich unbedingt ein politischer Begriff“, der andere. Und Saxophonist Gerald Preinfalk hält gar nichts davon, dass sich das Klangforum Wien dazu verpflichtet hat, künftig auch eine „Gemeinwohl-Bilanz“ zu legen: „Notwendig finde ich das nicht.“

Im Mittelpunkt standen aber die zehn Filme und die zehn Soundtracks, einer unterschiedlicher als der andere. Von der in einfachen Aquarell-Zeichnungen unternommenen Neuinterpretation des Märchens „Der Fischer und seine Frau“ durch Elizabeth Hobbs (zu Musik von Carola Bauckholt) über surreale Fantasiewelten und grafische Abstraktionen bis zur an Bunuel erinnernden Darstellung von Völlerei (Eni Brandner mit Musik von Misato Mochizuki) oder einer originellen Doku über Gründung, Schließung und Restart eines familiären Unterwäscheherstellungsbetriebs von Samantha Moore (Musik: Malin Bang) reichte die inhaltliche wie ästhetische Bandbreite.

Einziger Einwand: Als Filmmusik werden die zehn Kompositionen naturgemäß ganz anders und weniger eigenständig wahrgenommen. Schön wäre es gewesen, die einzelnen Stücke, die unter der musikalischen Leitung von Konstantia Gourzi live gespielt wurden, jeweils zunächst pur zu hören und erst danach die eigenen Bildassoziationen mit den (dann natürlich musikalisch begleiteten) Trickfilmen zu vergleichen. Ansonsten aber: Ein tolles Projekt!

(S E R V I C E - Die Uraufführung der vom Klangforum Wien vertonten Kinofassung der zehn Animationsfilme findet im Rahmen des Tricky Women/Tricky Realities Festivals am 16. März um 20 Uhr im Metro Kinokulturhaus statt. www.klangforum.at)

(B I L D A V I S O – Filmstills stehen unter klangforum.at/presse zum Download bereit.)