Pressestimmen Präsidentschaftswahl in der Slowakei

Wien (APA/dpa) - Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in der Slowakei, bei der die Liberale Zuzana Caputova 40,6 Prozent der Stimm...

Wien (APA/dpa) - Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in der Slowakei, bei der die Liberale Zuzana Caputova 40,6 Prozent der Stimmen erzielte, schreiben slowakische und tschechische Tageszeitungen:

„Pravda“ (Bratislava):

„Die erste Runde der Präsidentenwahlen 2019 hat noch nicht darüber entschieden, wer neues Staatsoberhaupt wird. Sie hat aber schon darüber entschieden, dass wir in der zweiten Runde nicht mit den Bedrohungen des politischen Extremismus und verrückten Verschwörungstheorien konfrontiert sein werden. Und auch nicht mit der Ablehnung all dessen, was die Slowakei an Erfolgen erreicht hat. Das ist nicht wenig.

(...) Das Duell im zweiten Wahldurchgang zwischen ‚Protest gegen die Regierenden‘ und ‚Verteidigung traditioneller Werte‘ wird auch nicht idyllisch ablaufen. Auf jeden Fall aber wird es angenehmer als das befürchtete französische Szenario einer Wahlentscheidung mit zugehaltener Nase. Das Ergebnis des ersten Wahldurchgangs ist daher eine gute Nachricht nicht nur für die beiden Lager von Zuzana Caputova und Maros Sefcovic, sondern auch für alle, die nicht in der Welt der Verschwörungstheorien leben und die Slowakei nicht aus dem (europäischen) Kontext reißen wollen, in den sie mit harter Arbeit aufgestiegen ist.“

„Dennik N“ (Bratislava):

„Auch diese Wahlen belegen, dass der Einfluss der katholischen Würdenträger schwächer wird. Umfragen zeigten, dass Zuzana Caputova bei gläubigen Bürgern punktete. Sie haben offenbar verstanden, dass sie zwar im Unterschied zu anderen Kandidaten kein Kreuz vor sich herträgt, dass ihre Politik aber im Grunde eine christliche ist. Sie spricht über Hilfe für einfache Menschen, lebt bescheiden und bekennt sich zum Grundsatz ‚Liebe deinen Nächsten‘.

Die Aufmerksamkeit der Medien richtet sich noch immer auf die Frage, wen die katholischen Repräsentanten unterstützen. Doch ist es nicht an der Zeit, stattdessen zu fragen, ob sie überhaupt noch Einfluss haben? Haben sich die Interessen der katholischen Kirchenführung von den Interessen der Menschen losgelöst? Und es ist auch der Appell absolut wichtig für die Zukunft des Landes, dass die Beziehung der kirchlichen Würdenträger zu politischen (Rechts-)Extremisten geklärt wird.“

„Lidove noviny“ (Prag):

„Man hat eher Angst vor dem aggressiven Nachbarn von gegenüber als vor irgendeiner entfernten Gefahr. Zwar sehen die Slowaken die Migrantenhorden im Fernsehen, aber den Mafia-Mord an einem Journalisten haben sie in lebhafter Erinnerung. Das erklärt den Erfolg der Kampagne ‚Für eine anständige Slowakei‘. Das Land hatte bereits Präsidenten, die in der ersten Wahlrunde auf dem zweiten Platz lagen. Deshalb kann sich Zuzana Caputova noch nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, auch wenn ihr Vorsprung vor dem Kandidaten der Smer-Partei, Maros Sefcovic, ohne Beispiel ist. Eine gute Nachricht ist der Misserfolg von Kreml-freundlichen und Anti-EU-Kandidaten. Beide Finalisten sind Garanten der prowestlichen Orientierung des Landes. Am 30. März werden die Slowaken definitiv entscheiden, wer von den beiden das Gesicht einer anständigen Slowakei sein wird.“

„Hospodarske noviny“ (Prag):

„Die Rechtsanwältin Zuzana Caputova bestätigt mit ihrem Sieg in der ersten Runde der Präsidentenwahl, dass sich die slowakische Politik ändert. Sie zieht in die zweite Runde mit einem deutlichen Vorsprung vor dem EU-Kommissar Maros Sefcovic ein, der im Anzug der sozialdemokratischen Partei Smer zum Symbol der endenden Ära von Ex-Ministerpräsident Robert Fico mit ihren Korruptionsaffären und der engen Verknüpfung von Wirtschaft und Politik wird. Caputova zeigt als Politik-Neuling, dass diejenigen Erfolg haben können, die nicht die Konfrontation suchen und ihr eigenes Programm präsentieren, statt die übrigen Kandidaten anzugreifen. In der zweiten Runde muss sie ihr Ergebnis wiederholen und noch Wähler der ausgeschiedenen konservativen Kandidaten hinzugewinnen.“