Internationale Pressestimmen zum Terroranschlag in Neuseeland
Wien (APA/dpa) - Zum Terroranschlag in Neuseeland und den Motiven des mutmaßlichen Attentäters Brenton Tarrant schreiben internationale Tage...
Wien (APA/dpa) - Zum Terroranschlag in Neuseeland und den Motiven des mutmaßlichen Attentäters Brenton Tarrant schreiben internationale Tageszeitungen am Montag:
„Times“ (London):
„Ähnlich wie der norwegische Neo-Nazi Anders Behring Breivik, der selbst Kinder ermordet hat, um eine Gegenreaktion und einen Rassenkrieg zu provozieren, zielte Tarrant offen darauf ab, Spaltungen zu vertiefen, Hass anzustacheln und gleichgesinnte Fanatiker aufzurütteln. Sein Vorgehen könnten tatsächlich Unruhen in muslimischen Ländern schüren, den Islamisten mehr Anhänger verschaffen und in der Folge die Neo-Nazi-Bewegung stärken. Politiker sowie die Anführer von Religionen und Gemeinschaften müssen sich jetzt dringend für soziale Harmonie und Versöhnung einsetzen. Ruanda, wo vor bald 25 Jahren ein Völkermord begangen wurde, hat gezeigt, dass dies selbst nach derartigen Gräueltaten möglich ist. Auch Neuseeland könnte die Welt etwas lehren.“
„Tages-Anzeiger“ (Zürich):
„Brenton T., der Täter von Christchurch, ist uns näher, als die Entfernung zum Tatort suggeriert. Er wurde nicht nur im Internet radikalisiert, sondern auch hier vor Ort, in unserer europäischen Nachbarschaft. T. bereiste wiederholt Europa, war auf dem Balkan und verehrt serbische Kriegsverbrecher, besuchte in Frankreich Kriegsschauplätze und zitiert Marine Le Pen, die französische Rechtsaußen-Politikerin. Er verbrachte Wochen in Großbritannien, beschreibt sich selbst als Engländer oder Iren, also als Europäer.(...) Die wirre Lehre von der Vorherrschaft der Weißen, die durch den „Austausch“ der Bevölkerung bedroht sein soll, wird an vielen Orten auf dem alten Kontinent gepflegt. Dieses Gedankengut hat über rechtspopulistische Parteien wie die AfD in Deutschland, Fidesz in Ungarn oder Lega in Italien längst Spuren bis in die offizielle Politik hinterlassen. Indem wir diese Ideologie bei uns thematisieren und bekämpfen, gehen wir auch gegen Täter wie Brenton T. vor.“
„Süddeutsche Zeitung“ (München):
„Auch an die Adresse von Internetfirmen richten sich jetzt Fragen: Wie kann es sein, dass Facebook zwar angibt, in den 24 Stunden nach dem Anschlag 1,5 Millionen Kopien des Tatvideos gelöscht zu haben - bei den vielen Hasspostings zuvor aber keine Notwendigkeit sah, staatliche Stellen zu kontaktieren? Viele Netzplattformen sehen sich noch immer frei von Verantwortung, sie wehren sich dagegen, dass die Justiz ihnen ein bisschen reinredet wie etwa in Deutschland mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Dabei kann das allenfalls der Anfang sein.“