Innsbruck

Notschlafstelle Innsbruck: Im Zentrum der Stadt und doch am Rande

Ines Obser ist Leiterin der Notschlafstelle in der Hunoldstraße, in der heuer bereits über 2000 Nächtigungen gezählt wurden.
© Zeitungsfoto.at

Für die Betreuer der Notschlafstelle des Roten Kreuzes in Innsbruck wäre ein ganzjähriger Betrieb nicht nur wünschenswert, sondern extrem wichtig.

Von Marco Witting

Innsbruck –Im Zentrum der Stadt, am Rande der Sill und auch irgendwie am Rande der Gesellschaft. Es ist kurz nach 17.30 Uhr. Und kalt. Langsam trudeln in der Notschlafstelle des Roten Kreuzes in der Hunoldstraße die Klienten ein. Ines Obser, gute Seele und Leiterin des Hauses, wuselt durchs Büro und organisiert für einen Mann schnell ein Handtuch, ehe sie sich im Büro zum Interview hinsetzen kann. Auch an diesem Abend werden die 25 Plätze der Notschlafstelle wieder alle belegt sein. „Wie schon die ganze Saison. Wir müssen immer zwischen vier und fünf Menschen wieder wegschicken, weil wir keinen Platz haben“, sagt sie.

Neben ihr am Besprechungstisch hat Stefan Biebel, Leiter Gesundheit und Soziale Dienste im Roten Kreuz Innsbruck, Platz genommen. Er formuliert das, was die Menschen hier gerade am meisten umtreibt, recht deutlich: „Sowohl die Mitarbeiter als auch die Klienten machen sich schon jetzt Gedanken, dass Mitte April für heuer wieder Schluss ist.“ Dies sei zu spüren und aus den Gesprächen immer wieder herauszuhören. Auch im Sommer wäre die Einrichtung sicher voll, sagt Biebel. Allein: Es gab von Seiten der öffentlichen Hand bisher nicht den Willen, die Notschlafstelle ganzjährig zu betreiben. „Unsere Klienten wissen nicht, wie es weitergeht danach, und oft wird dadurch die Arbeit, die wir mit ihnen machen, zunichtegemacht“, sagt Obser. Die Arbeit, damit ist die Sozialarbeit gemeint, die rund 80 Prozent ihrer Aufgaben hier ausmachen würde.

Was die Menschen, die hier heute übernachten können bzw. müssen, gemeinsam haben? „Not.“ Obser wiederholt das Wort und sagt: „Sie haben es schlecht gehabt in irgendeiner Form. Jeder hat seine Geschichte.“ Trennungen, Krankheiten, Schicksalsschläge seien darunter. Erlebnisse, die die Menschen aus der Bahn geworfen hätten. Dazu die teure Wohnsituation in der Landeshauptstadt. „Wir haben hier Männer und Frauen, sehr viele sind Einheimische. Mit der Zeit lernt man die Menschen sehr gut kennen und sie bauen Vertrauen auf. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt die Leiterin der Einrichtung. Die Notschlafstelle hätte eigentlich nur ein Jahr an diesem Standort bleiben sollen. Mittlerweile sind es vier Jahre. Die Zukunft des Objekts, das der IIG gehört, ist dennoch fraglich. Das Rote Kreuz muss sich auch jedes Jahr im Sommer aufs Neue für den Betrieb einer Ausschreibung stellen. Wer hier eine Nacht verbringen will, muss sich erst einmal registrieren. Dann gibt es ein paar Decken, ein Essen und ein Bett. Und klare Regeln. „An die sich die Klienten auch sehr genau halten“, sagt Biebel.

Warum sie hier arbeitet? Ines Obser bemüht den Werbespruch des Roten Kreuzes: „Aus Liebe zum Menschen.“ Sie nehme die Menschen, wie sie sind. „Ich freue mich, wenn sie kleine Schritte vorwärts machen und sich hier wohlfühlen.“ Probleme mit Anrainern gibt es hier keine. Zu den Verboten in der Stadt hat man aber eine klare Meinung. Diese machen die Schwierigkeiten der Klienten „nur noch größer“. Etwa, wenn es Strafen hagelt, weil ein Obdachloser mit einer Bierdose in Bereichen des Alkoholverbots angehalten wird.

Eine halbe Stunde später verteilt Obser in der Küche oben Schnitzel und Pommes. Spendiert von einem Klienten, der etwas Geld hatte und dann das Essen mit den Worten „Ihr tuts immer so viel für uns, da kann ich auch einmal was tun“ spendierte.

Für Sie im Bezirk Innsbruck unterwegs:

Verena Langegger

Verena Langegger

+4350403 2162

Michael Domanig

Michael Domanig

+4350403 2561

Renate Perktold

Renate Perktold

+4350403 3302