Offenbar „terroristischer“ Angriff in Utrecht in den Niederlanden
Utrecht (APA/AFP/dpa/Reuters) - Bei einem möglicherweise „terroristischen“ Angriff in einer Straßenbahn in Utrecht hat ein Schütze einem Med...
Utrecht (APA/AFP/dpa/Reuters) - Bei einem möglicherweise „terroristischen“ Angriff in einer Straßenbahn in Utrecht hat ein Schütze einem Medienbericht zufolge mindestens einen Menschen getötet und mehrere weitere Menschen verletzt. Die niederländische Polizei sprach am Montag zunächst von mehreren Verletzten und war mit Anti-Terror-Einheiten im Einsatz. Der Angreifer konnte fliehen.
Wie der Chef der niederländischen Anti-Terror-Behörde, Pieter-Jaap Aalbersberg, bei einer Pressekonferenz sagte, fielen in Utrecht Schüsse sogar „an mehreren Stellen“ der Stadt. Die Polizei sei mit einem Großaufgebot im Einsatz. Der Sender NOS berichtete, die Polizei habe ein Gebäude umstellt, in dem der Täter vermutet werde.
Ein „terroristisches Motiv“ sei „nicht ausgeschlossen“, hatte Aalbersberg bereits zuvor im Online-Dienst Twitter erklärt. Ein „mögliches terroristisches Motiv“ sei Gegenstand der Ermittlungen, teilte auch die Polizei auf Twitter mit. Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren zunächst allerdings unklar.
Am Nachmittag rief die Stadtverwaltung die Menschen in Utrecht dazu auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Weitere Zwischenfälle seien nicht ausgeschlossen. Nachdem zunächst alle Moscheen in der Stadt vorsorglich geschlossen wurden, schloss auch die Universität Utrecht ihre Türen. Alle Studenten wurden aufgefordert, in den Universitätsgebäuden zu bleiben, teilte die Uni mit. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden auch in anderen Landesteilen massiv verschärft. Utrecht liegt südöstlich von Amsterdam.
Die Polizei sprach nur von einem flüchtigen Schützen. Die Ermittler prüften Hinweise, wonach ein Verdächtiger mit einem roten Auto geflohen sein soll. Der Nachrichtenagentur ANP zufolge schließt die Polizei nicht aus, dass es auch mehrere Angreifer gibt. Die Terrorwarnung für Utrecht wurde nach Angaben von Aalbersberg auf die höchste Stufe erhöht. Die Militärpolizei verschärfte zudem die Sicherheitsvorkehrungen für Flughäfen und wichtige Gebäude in den Niederlanden. Angesichts der höchsten Terroralarmstufe in der Region wurde auch im niederländischen Regierungszentrum in Den Haag vor dem Parlament und dem Amtssitz des Ministerpräsidenten die Polizeipräsenz verstärkt. Regierungschef Mark Rutte wollte am Nachmittag eine Pressekonferenz geben. Die Regierung werde zu einem Krisengespräch zusammenkommen, kündigte er bereits zuvor an.
„Auf dem Platz des 24. Oktober in Utrecht sind Schüsse gefallen. Mehrere Menschen wurden verletzt“, hatte die Polizei zunächst auf Twitter erklärt. Die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete dann, dass es mindestens ein Todesopfer gegeben habe. Es lag demnach zugedeckt zwischen zwei Straßenbahnwagen auf den Gleisen. Drei weitere Personen sind laut Berichten des niederländischen Fernsehens und der Zeitung „De Telegraaf“ ins Krankenhaus gebracht worden.
Auf Fotos, die von örtlichen Medien verbreitete wurden, waren maskierte und bewaffnete Polizisten und Rettungswagen rund um eine Straßenbahn zu sehen. Der Straßenbahnverkehr in der Gegend wurde eingestellt, wie ANP unter Berufung auf den Betreiber Qbuzz berichtete.
Anders als in vielen Nachbarländern sind die Niederlande in den vergangenen Jahren von Terroranschlägen verschont geblieben. In den vergangenen Monaten gab es allerdings eine Reihe bedrohlicher Vorfälle.
So vereitelte die niederländische Polizei erst im September nach eigenen Angaben einen großen Anschlag. In den Städten Arnheim und Weert wurden sieben Verdächtige festgenommen, die einen islamistischen Anschlag auf eine Großveranstaltung geplant haben sollen. In den Wohnungen der Verdächtigen fanden die Ermittler große Mengen an Materialien zur Herstellung von Bomben, darunter hundert Kilogramm Dünger.
Ende August war ein 19-jähriger Afghane mit Wohnsitz in Deutschland am Amsterdamer Bahnhof mit einem Messer auf Passanten losgegangen. Zwei US-Bürger wurden dabei schwer verletzt. Die Ermittler gehen von einem „terroristischen“ Motiv aus.
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