Neuseeland-Terror - Waffengesetzte werden verschärft
Christchurch (APA/dpa/AFP) - Nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch verschärft Neuseeland seine Waffengesetze. Premierministeri...
Christchurch (APA/dpa/AFP) - Nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch verschärft Neuseeland seine Waffengesetze. Premierministerin Jacinda Ardern teilte am Montag mit, die Regierung werde in den kommenden Tage konkrete Reformen vorstellen.
Ardern sagte in der Hauptstadt Wellington, das Kabinett sei sich „im Prinzip“ über härtere Gesetze einig. Details sollen innerhalb der nächsten zehn Tage folgen. Außenminister Winston Peters vom populistischen Koalitionspartner NZF, der solche Pläne bisher abgelehnt hatte, sagte: „Unsere Welt hat sich für immer verändert. Deshalb werden sich auch unsere Gesetze ändern.“ In dem Pazifikstaat darf man bisher nach einer Überprüfung schon mit 16 Jahren Waffen besitzen. Die Regierung ermunterte Besitzer im Land, ihre Waffen der Polizei freiwillig auszuhändigen.
Im Krankenhaus werden noch 31 Verletzte des Anschlages behandelt. Nahe einer der betroffenen Moscheen in der Deans Avenue legten Menschen Blumen und Trauerbekundungen ab.
Vor der Al-Noor-Moschee versammelten sich am Montag Angehörige und Freunde der Opfer zu einem Gebet. In einem nahegelegenen Park wurden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet, Schüler tanzten zusammen den Maori-Kriegstanz Haka. Die Moschee wurde zudem einer traditionellen Reinigungszeremonie der Maori unterzogen, an der Ureinwohner Neuseelands, Muslime und örtliche Behördenvertreter teilnahmen.
Der mutmaßliche Täter Brenton Tarrant war am Freitag von der Polizei gestellt und festgenommen worden. Dem 28-jährigen Rechtsextremisten aus Australien droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft. Nach Einschätzung der Polizei hat Tarrant keine Komplizen für sein Doppelattentat gehabt.
Der Australier hatte bei seiner Festnahme nach dem Überfall auf die beiden Moscheen fünf Waffen und auch Sprengstoff bei sich. Er besitzt seit 2017 einen neuseeländischen Waffenschein. Der neuseeländische Online-Waffenhändler Gun City bestätigte, dass Tarrant sich mindestens vier Waffen sowie Munition übers Internet bestellt habe. Alles sei legal vonstattengegangen. Eine Halbautomatik-Waffe, die in Aufnahmen der Bluttat zu sehen war, müsse der Täter jedoch anderswo erworben haben, sagte der Gun-City-Betreiber David Tipple.
Tarrant hatte vor der Tat eine Kampfschrift mit rechtsextremen Parolen ins Internet gestellt und auch per Mail verschickt. Muslime und Immigranten bezeichnet er darin als „Invasoren“, sich selbst als Rassisten. Die Tat übertrug er dann auch mit einer Kamera live ins Internet. Trotz aller Versuche, das 17-minütige Video aus dem Netz zu entfernen, kursiert es dort immer noch. Ein 18-Jähriger, der das Video online geteilt und so weiterverbreitet hatte, wurde festgenommen und muss sich deshalb vor Gericht verantworten. Der Richter in Christchurch lehnte am Montag eine Freilassung gegen Kaution ab.
Neuseelands größte Waffenmesse, die Kumeu Militaria Show in der Nähe von Auckland, wurde nach Angaben der Veranstalter wegen des Anschlags abgesagt.
In Christchurch wurden die ersten Todesopfer den Familien übergeben. Viele Angehörige warteten am Montag aber noch darauf, die Verstorbenen bestatten zu können. Vermutlich wird es bis Mittwoch dauern, bis die Behörden alle Leichen freigegeben haben. Nach islamischer Sitte ist es eigentlich üblich, dass Tote binnen 24 Stunden beigesetzt werden. Nach neuseeländischen Medienberichten wird überlegt, die Todesopfer gemeinsam beizusetzen.
Neuseeland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern war bisher von Terrorismus und Amokläufen weitgehend verschont geblieben. Der „New Zealand Herald“ erschien am Montag mit einem großen Herzen auf der Titelseite, das aus 50 einzelnen Herzchen bestand. Die Schlagzeile: „Sie sind wir.“