Japan gedachte der Opfer des Saringas-Anschlags auf Tokios U-Bahn

Tokio (APA/dpa) - Mit stillen Gebeten haben Japaner der Todesopfer des Saringas-Anschlags auf die Tokioter U-Bahn vor 24 Jahren gedacht. Am ...

Tokio (APA/dpa) - Mit stillen Gebeten haben Japaner der Todesopfer des Saringas-Anschlags auf die Tokioter U-Bahn vor 24 Jahren gedacht. Am Bahnhof des Regierungsviertels Kasumigaseki legten Bahnbeamte und Betroffene am Mittwoch um 8.00 Uhr (MEZ) eine Schweigeminute ein.

Zu diesem Zeitpunkt hatten Mitglieder der Endzeit-Sekte „Aum Shinrikyo“ am 20. März 1995 in mehreren Zügen Plastiksäcke mit Sarin aufgestochen und das tödliche Nervengas freigesetzt. 13 Menschen starben, mehr als 6.000 wurden verletzt. Nach der weltweit ersten Terrorattacke mit Giftgas ließ Japan im vergangenen Sommer alle 13 Todesurteile gegen Sektengründer Shoko Asahara und zwölf seiner Anhänger vollstrecken.

Mit dem Anschlag auf Tokios U-Bahn wollte die Sekte eine geplante Polizeirazzia gegen ihr Hauptquartier am Fuße des heiligen Berges Fuji verhindern. Statt die Hintergründe der gesellschaftlichen Katastrophe tiefgehend zu analysieren, seien die Täter zu unmenschlichen Monstern gestempelt worden, beklagen Kritiker. Statt sie zu hängen, wäre es wichtiger gewesen zu untersuchen, was zu den Verbrechen geführt habe und in welchem sozialen Kontext dies geschah.

Shizue Takahashi, die die Opfer des Anschlags vertritt, sagte am 24. Jahrestag des Anschlags, sie sei nach den Hinrichtungen diesmal mit einem anderen Gefühl zu dem Gedenken gekommen. Ein halbes Jahr sei seit den Hinrichtungen vergangen. „Ich denke heute über die Konsequenzen der Todesstrafe tiefer nach“, sagte sie Reportern.

Die drittgrößte Wirtschaftsnation gehört zu den wenigen Industrieländern, die noch an der Todesstrafe festhalten. Takahashis Mann war damals stellvertretender Stationsvorsteher am Bahnhof Kasumigaseki. Er starb, nachdem er versucht hatte, eine Lacke im Zug aufzuwischen. Japans Behörden identifizierten die Flüssigkeit später als Sarin.