Prozess um Zugunfall 2 - Triebwagenführer: „Auf einmal war ich weg“
St. Pölten (APA) - Der 26-jährige Angeklagte gab am Mittwoch im St. Pöltner Prozess an, sich nicht mehr an den Zugunfall auf der Mariazeller...
St. Pölten (APA) - Der 26-jährige Angeklagte gab am Mittwoch im St. Pöltner Prozess an, sich nicht mehr an den Zugunfall auf der Mariazellerbahn erinnern zu können. „Auf einmal war ich weg. Wie ich wieder langsam zu mir gekommen bin, war es schon zu spät. Da ist der Zug schon auf der Seite gelegen.“ Was dazwischen war, könne er nicht mehr sagen.
Nach dem Unfall hatte er seinen Angaben zufolge versucht aufzustehen, weil er sich schwach fühlte. „Ich habe Kräfte gesammelt, damit ich überhaupt einmal aufkomme“, dann habe er die Fahrdienstleitung angerufen. Der Triebwagenführer selbst wurde bei dem Unfall leicht verletzt - er trug Blutergüsse und Schürfwunden davon. Insgesamt erlitten mehr als 30 Personen Blessuren, vier davon schwere.
Für die von ihm geschilderte Bewusstseinstrübung hatte der 26-Jährige keine Erklärung: „Das habe ich bis jetzt nicht herausgefunden, ich habe schon unzählige Untersuchungen gemacht. Es war einfach aus.“ Er habe in diesen Tagen weder Medikamente genommen noch vor der Fahrt Alkohol getrunken, weder mit dem Kreislauf noch mit dem Blutdruck habe er Probleme. Unaufmerksamkeit als Unfallursache „schließe ich aus“. Richter Andreas Beneder hielt fest, dass der Angeklagte - trotz angegebener Bewusstseinstrübung - 0,62 Sekunden nach dem Signal durch das Horn reagiert habe, also „prompt“. „Keine Ahnung, wie das geht“, meinte der 26-Jährige dazu.
Der Richter wollte wissen, wie es dem Angeklagten heute gehe. „Mich macht das schon fertig“, sagte der Beschuldigte. Er mache sich Gedanken, „warum das genau mir passieren muss“. Als Triebwagenführer zu arbeiten, „das war schon immer mein Traum“. Auf die Frage, wie er sich die Zukunft vorstelle, meinte der 26-Jährige: „Keine Ahnung.“
Der Mann hatte 2013 begonnen, bei der Niederösterreichischen Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) zu arbeiten. Nach dem Unfall im Juni des Vorjahres war er nicht mehr als Triebwagenführer tätig, sondern in der Werkstatt. Er wird nach Angaben des Betreibers wegen eines anderen Vorfalls, der in keinem Zusammenhang mit dem Unfall steht, das Unternehmen verlassen.