Missbrauch auf Campingplatz - Jugendamt nahm weitere Kinder in Obhut
Berlin (APA/dpa) - Im Zusammenhang mit dem massenhaften Kindesmissbrauch in Lügde hat das örtliche Jugendamt fünf weitere Kinder in Obhut ge...
Berlin (APA/dpa) - Im Zusammenhang mit dem massenhaften Kindesmissbrauch in Lügde hat das örtliche Jugendamt fünf weitere Kinder in Obhut genommen. Das bestätigte ein Sprecher des Kreises Lippe am Mittwoch. „Die Kinder sind auf alle Fälle Opfer. Die Eltern könnten Täter sein. Das wird ermittelt. Ein Kind lebte auch in einem Wohnwagen auf dem Campingplatz“, sagte der Jugendamtsleiter Karl-Eitel John.
Das Jugendamt des Kreises Lippe habe Hinweise durch Fachkräfte sowie Anzeigen bei der Polizei jeweils mit dem Verdacht auf Missbrauch erhalten, sagte der Sprecher. Nach dem ersten Fall und der Inobhutnahme Mitte November 2018 hätten alle Mitarbeiter besonders aufmerksam hingeschaut. Von den insgesamt sechs in Obhut genommenen Kindern würden aktuell noch fünf in stationären Jugendhilfeeinrichtungen und Pflegefamilien betreut, sagte der Kreissprecher.
Nach Angaben des Innenministeriums vom Mittwoch handelt es sich um vier Kinder eines alleinerziehenden Vaters, von denen drei Opfer des massenhaften Missbrauchs auf dem Campingplatz geworden seien. Das vierte Kind sei vorsorglich in Obhut genommen worden. Damit widersprach das Innenministerium den Angaben des Kreises. Der hatte alle vier Kinder als Opfer bezeichnet. Der Vater werde schon länger der Beihilfe zum Missbrauch verdächtigt. Das fünfte in Obhut genommene Kind gehöre zu einer alleinerziehenden Mutter. Das Kind sei ebenfalls Opfer, die Mutter stehe aber nicht im Verdacht der Beihilfe.
Laut Staatsanwaltschaft und Polizei Bielefeld wird derzeit in zwei Fällen gegen jeweils ein Elternteil ermittelt. Bei dem einen Elternteil handelt es sich um den bereits bekannten 56-Jährigen Hauptbeschuldigten, bei dem ein Pflegekind wohnte. Das zweite Elternteil ist ein weiterer der bereits bekannten sieben Beschuldigten, gegen die ermittelt wird. Der Vorwurf lautet nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf Beihilfe zum sexuellen Missbrauch.
Nach Angaben des Innenministeriums ist die Zahl der bestätigten Opfer des Missbrauchs auf 35 gestiegen. In der Vorwoche lag diese Zahl bei 34. Die Ermittler gehen zusätzlich von 16 Verdachtsfällen aus, zwei mehr als bisher angenommen.
In dem ersten bekannt gewordenen Fall soll ein arbeitsloser Dauercamper gemeinsam mit einem Komplizen über Jahre hinweg Kinder missbraucht und dabei gefilmt haben. Der 56-Jährige setzte dabei sein Pflegekind, ein kleines Mädchen, den Ermittlungen zufolge ein, um andere Opfer anzulocken. Anfang 2017 hatte der Mann auf Wunsch der im Kreis Hameln in Niedersachsen lebenden Mutter die Pflegschaft für das Mädchen erhalten, das schon länger bei ihm lebte.