100 Prozent erneuerbare Energie ist eine „Mammutaufgabe“
E-Control-Chef Eigenbauer vermisst die Ausbau-Dynamik, um die Energie-Ziele bis 2030 zu erreichen. Erneuerbare Energie muss vervierfacht werden.
Wien –E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer sieht es als eine „Mammutaufgabe“ an, in Österreich bis 2030 die gesamte Stromversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare umzustellen. Dazu müsse viel investiert, aber auch die Bevölkerung mitgenommen werden, damit sie die Vorteile von Photovoltaik-Anlagen am eigenen Hausdach erkennt sowie Windräder und neue Wasserkraftwerke toleriert.
„Es soll mit wenig Aufwand möglichst viel ausgebaut werden“, skizzierte Eigenbauer die Linie der Energieregulierungsbehörde. Positiv wäre etwa, wenn man bei den benötigten Fördergeldern von einem stabilen Volumen bis 2030 ausgehen könnte.
Zu den jetzigen 10,5 Terawattstunden (TWh) Strom aus Erneuerbaren sollen bis 2030 etwa 30 TWh dazukommen, um für einen Stromverbrauch von 88 TWh gewappnet zu sein, wie ihn die E-Wirtschaft erwartet. Vom zusätzlichen Volumen an Erneuerbaren-Erzeugung entfallen laut Eigenbauer je 12 TWh auf Windkraft und PV, 6 TWh auf Wasserkraft. Dabei seien Wind und PV „die eigentlichen Frontrunner“, die auch künftig „die Nase vorn“ haben würden, weil sie es am ehesten schaffen, auch außerhalb von Förderung am Markt zu agieren.
Zur Erreichung des Ziels fehle die Dynamik, „wir sehen noch nicht, wie wir die Beschleunigung von eins auf drei schaffen“, nämlich die dreifache Erneuerbaren-Kapazität nochmals neu zu errichten. Es müsse eine „Goldgräberstimmung“ entstehen, aber auch die „Leistbarkeit“ für die Stromkunden erhalten bleiben.
Den Geldrahmen von aktuell jährlich 1,1 Mrd. Euro brutto für die Förderung von Anlagen sieht der E-Control-Vorstandsdirektor als eine „gute Startbasis“ für eine Akzeptanz der Bevölkerung. Das künftige Fördersystem sei so zu konzipieren, dass auch Banken Anlagenbauern Kredite dafür geben, so Eigenbauer. Die Regierung will noch heuer das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vorlegen.
Die Bevölkerung müsse bei den Standorten und den Genehmigungsverfahren „mitgehen, sonst wird es schwierig“, meinte Eigenbauer. Ein Drittel des Ausbaus solle ja bei der Bevölkerung geschehen in Form neuer Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern. Ökostrom-Abteilungsleiter Harald Proidl verwies zudem auf die „Erneuerbaren-Energiegemeinschaften“; dabei soll es Bürgern und Betrieben ermöglicht werden, Strom günstig untereinander zu verteilen – „ökonomisch beanreizt“ durch Förderung und mit Netzgebühr-Erleichterungen.
Für brennstoffabhängige Ökostrom-Anlagen – Stichwort Biomasse – stellt sich laut Eigenbauer die Frage, ob sie in der Stromerzeugung bleiben oder rein in die Wärmeproduktion gehen. Bei Biomasse könnten über 90-prozentige Wirkungsgrade bei Wärme erreicht werden, bei Strom seien es aber nur 30 Prozent. (APA)